Rabbi Ahrens von der Jüdischen Gemeinde Bern spricht klar: «Was mache ich, wenn ich Frieden suche, aber mir Krieg entgegengebracht wird?» Es sei an der Zeit zu handeln, Verantwortung zu übernehmen – auch in der Schweiz.
Was mache ich, wenn ich Frieden suche, aber mir Krieg entgegengebracht wird?
Ahrens führt seine Gedanken etwas genauer aus: «Wir müssen dafür sorgen, dass die Geiseln befreit werden. Wir müssen dafür sorgen, dass die Hamas und alle Vorfeldorganisationen verboten werden.» Aber auch für die Menschen in Gaza müsse sich etwas ändern. Sie sollen eine echte Perspektive bekommen und von der Hamas nicht unterdrückt und missbraucht werden.
Ein Miteinander in Bern
Während Rabbi Ahrens spricht, singt der Imam aus dem Koran eine Sure. Die Menschheit sei eine Einheit und alle Menschen jedes Glaubens sollten zusammenhalten, meint der Imam. Aber bereits seine Teilnahme ist ein Statement, wenn auch nicht mit gesprochenen Worten, so teilt der muslimische Verein Berns schriftlich mit: «Wir stehen mitfühlend an eurer Seite». Der Terror der Hamas sei menschenverachtend und durch nichts zu rechtfertigen.
Am Gedenkabend zünden Imam und Rabbi eine Kerze an, sitzen aber nicht nebeneinander. Fürs Foto schütteln sie sich die Hände. Ansonsten geschieht kaum Dialog. Rabbi Ahrens erklärt, es sei noch zu früh: «Ich glaube, dass es ein sehr starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Trauer gibt. Um sich zu öffnen, ist es womöglich noch zu frisch.»
Mehr Dialog könnte später erfolgen, denn neben der Trauer mache der Terror auch Angst. Familien hätten Angst, ihre Kinder im Moment in die Religionsschule zu schicken. Zudem getrauten sich teilweise Menschen der Jüdischen Gemeinde in Bern nicht, auf den Strassen offen Hebräisch zu sprechen, so Ahrens. Um der Angst, dem Hass, entgegenzutreten, brauche es jetzt jeden einzelnen Menschen.