- Seit der Lockerung der Corona-Massnahmen fahren rekordmässig viele Lastwagen und Autos Richtung Süden nach Italien.
- Für die Tessiner Grenzstadt Chiasso ist das ein Riesenproblem. Denn durch den starken Ferienverkehr stauen sich die Lastwagen noch mehr als gewöhnlich.
- Die Folge: noch mehr Abgase und Lärm. Und mit ein Grund: Der Zollübergang ist der letzte, der noch nicht papierlos den Verkehr abwickelt.
Die Situation sei unerträglich und unnötig, sagt Giovanni Pezzotti, FDP-Kommunalpolitiker von Chiasso. «Der Verkehr schadet der Bevölkerung und auch dem Image von Chiasso. Viel wäre gewonnen, wenn sich die Lastwagen nicht derart stauten.»
Man müsste dafür einfach das Prozedere für den Transit vereinfachen wie in Genf oder Basel, erklärt Pezzotti. Dort gebe es eine App und keine Bürokratie wie in Chiasso.
Auch LKW-Fahrer ärgern sich
Zu Fuss geht es für Lastwagenfahrerinnen und Lastwagenfahrer über die Grenze nach Italien. In der Hand: viel Papier. Damit geht es dann zu verschiedenen Büroschaltern. «Die Sache ist stressig, das Transitverfahren dauert hier zwei Stunden, in Basel ist es viel kürzer», beschreibt ein Lastwagenfahrer die Situation.
Der Verkehr schadet der Bevölkerung und auch dem Image von Chiasso
In Chiasso dauere zwei Stunden, was an anderen Schweizer Grenzübergängen 20 Minuten dauere, bestätigt auch Kommunalpolitiker Pezzotti. Der Speditionsfachmann fordert deshalb zusammen mit anderen FDP-Parteikollegen, dass das Lastwagentransitprozedere in Chiasso auf den neusten technischen Stand gebracht wird. «Warum sorgt die Schweiz nicht dafür, dass der Partner Italien die nötige Technologie bereitstellt, um die Verfahren schnell elektronisch abzuwickeln?», fragt sich Pezzotti.
Geduld ist gefragt
Ist wirklich Italien Schuld am Lastwagenstau im Süden? Nein, sagt darauf ganz ausdrücklich die Sprecherin der eidgenössischen Zollverwaltung Nadia Passalacqua. Die Zusammenarbeit mit Italien funktioniere sehr gut. Sie betont, dass die vorgesehenen Lastwagenprozedere für die ganze Schweiz die gleichen seien.
Wir von der Zollbehörde arbeiten auf Hochdruck und haben schon viel erreicht.
Der Transitverkehr sollte überall, also auch Chiasso, digital abgewickelt werden. Der Bund startete dafür vor drei Jahren ein entsprechendes Projekt. Doch warum funktioniert in Basel die Technik, während in Chiasso noch das Papier hin und her getragen wird?
So etwas brauche halt Zeit, sagt Passalacqua. Man müsse mit allen Beteiligten sprechen, auch sei die Infrastruktur nicht überall die gleiche. «Wir von der Zollbehörde arbeiten auf Hochdruck und haben schon viel erreicht», betont die Behörden-Sprecherin.
Im Tessin dauert es offenbar länger diese Infrastruktur einzurichten. Was die genauen Gründe dafür sind, ist unklar. Immerin: Bis in drei Jahren soll gemäss Angaben der Zollverwaltung auch im Süden der Schweiz der Lastwagentransit ohne Papierkrieg möglich sein. Die Menschen in Chiasso müssen sich also in Geduld üben.