- Antibiotika werden zu häufig und zu breit eingesetzt. Deshalb verlieren sie ihre Wirkung.
- Der Bund will dies ändern und hat 2015 eine nationale Strategie verabschiedet.
- Zum Beispiel wird seither überprüft, wo welche Antibiotika zum Einsatz kommen.
- Im Tierbereich zeigt dies Wirkung, der Einsatz von Antibiotika ist dort ruckläufig.
Bei den Menschen sei es jedoch schwieriger, so Karin Wäfler vom Bundesamt für Gesundheit. Sie leitet die Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR). Man wolle die Ärzte nun stärker einbinden. «Wir werden den Ärzten Verschreibungsrichtlinien zur Verfügung stellen, damit die Ärzte genauer wissen, welches Antibiotika bei welcher Erkrankung wirksam ist.»
Und in Apotheken sollen Infoblätter für Patienten aufliegen. Zu viele Menschen wüssten zum Beispiel nicht, dass ein Antibiotikum nicht gegen einen viralen Infekt hilft, also bei einer Grippe nichts nützt. Weiter setzt der Bund auf Präventionsmassnahmen zur Vermeidung von Infektionen, damit Antibiotika gar nicht erst eingesetzt werden müssen.
Grosse finanziellen Risiken bei Forschung
Was der Bund im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen tut, sei gut, findet die SP-Nationalrätin Bea Heim. Aber nicht gut genug. «Die Forschung muss vorangetrieben werden. Diese Lücke muss die Antibiotika-Strategie des Bundes noch füllen.»
Viele Pharmafirmen hätten sich aus der Antibiotikaforschung zurückgezogen, da die finanziellen Risiken zu gross seien. Antibiotikaforschung ist sehr teuer, Antibiotikamedikamente sind aber sehr günstig. Das heisst: Es ist kein lukratives Geschäft. Dazu kommt, dass ein sogenanntes Reserveantibiotikum – also eines, das zum Einsatz kommt wenn alle anderen nicht mehr helfen – keinen grossen Absatz hat. «Es braucht neue Anreizmodelle, damit die Antibiotikaforschung wieder interessant wird», so Bea Heim.
Schwierige Rahmenbedingungen
Gleicher Meinung ist Marc Gitzinger. Seine Firma BioVersys AG forscht im Bereich Spitalkeime und Tuberkulose und kämpft um Gelder für die klinische Forschung. «Im Bereich Antibiotikaresistenz ist es ungleich schwieriger, Investoren zu gewinnen als zum Beispiel in der Krebsforschung. Kapital zu finden, ist eine riesige Hürde.»
Sarah Käch, die Sprecherin von Interpharma, spricht ebenfalls von schwierigen Rahmenbedingungen, welche die Antibiotikaforschung erschweren würden. Dass sich die grossen Firmen ganz aus diesem Bereich verabschieden würden, stimme jedoch nicht. Zum Beispiel würden Partnerschaften mit Startups abgeschlossen.
Bund offen über Diskussion zu Anreizmodelle
Die Ideen, wie der Antibiotikaforschung in der Schweiz gestärkt werden könne, reichen von einer Marktprämie, über einen längeren Patentschutz bis zu einem speziellen Fonds. Der Bund zeigt sich offen, über solche neuen Anreizmodelle zu diskutieren. «Es müssen neue Möglichkeiten gefunden werden», stimmt Karin Wäfler vom Bundesamt für Gesundheit zu.