Weiss oder gelb geht noch. Aber blau oder rot auf der Gefahrenkarte – dann wird es gefährlich: Ein Hochwasser zum Beispiel könnte verheerende Folgen haben für ein Haus und seine Bewohner. Schweizweit verursachen Naturgefahren jedes Jahr Schäden in der Höhe von über 300 Millionen Franken, rechnet Arthur Sandri vom Bundesamt für Umwelt vor.
Heute kämen teurere Sachen zu Schaden als früher: «Wenn man sich vorstellt, vor 40 Jahren war der Keller der Aufbewahrungsort für die Kartoffeln und das Obst, das Velo vielleicht noch», erinnert sich Sandri. «Mittlerweile ist im Keller die ganze Haustechnik und der Hobbyraum und so weiter. Diese zunehmende Wertekonzentration lässt die Schäden einfach in die Höhe schnellen.»
Auf die Hausadresse genaue Daten
Leider würden die bestehenden Gefahrenkarten der Kantone zu wenig genutzt, meint Sandri. Das Bundesamt begrüsse darum den neuen Gefahren-Radar der Zürich Versicherung. Auch, weil er einfach zu benutzen ist: Mit ein paar Mausklicks lässt sich im Internet auf die Hausadresse genau schauen, welche Naturgefahren lauern. Zusätzlich gibt es gratis Tipps für die Prävention.
Oft würden schon einfache Schutzmassnahmen wirken. Ein Mäuerchen um den Luftschacht zum Beispiel könne verhindern, dass das Hochwasser gleich den ganzen Keller flutet. Das weiss Joachim Masur, Leiter von Zürich Schweiz – auch aus eigener Erfahrung: «Bei mir hätte damals ein Mäuerchen ausgereicht. Hätte ich das gewusst, hätte ich es zu geringen Kosten sicherlich eingezogen.»
Versicherung springt in die Bresche
Mehrere Millionen Franken hat die Software für den Gefahren-Radar gekostet. Ziel und Zweck sei, damit Schäden zu verhindern, sagt der Versicherungschef: «Primär geht es darum, Menschen zu helfen, sich vorzubereiten. Wenn wir in diesem Kontext positiv wahrgenommen werden, der eine oder andere zur Zürich Versicherung kommt, freut uns das natürlich.»
Ein Versicherungskonzern, der das Bewusstsein für Gefahren schärft; der Bund und Kantonen bei der Aufklärung unter die Arme greift; haben denn die staatlichen Anstrengungen bisher zu wenig gebracht? Ja, meint Ansgar Gmür, Direktor vom Hauseigentümerverband Schweiz.
Arbeitsteilung zwischen Amt und Besitzer
In der Vergangenheit sei an gefährlichen Stellen viel zu viel gebaut worden. «Es geht darum, dem wirklich einen Riegel zu schieben und eine Informationsplattform zu öffnen, damit jeder weiss, ich habe dieses Risiko», sagt Gmür.
Weniger kritisch sieht das Sandri vom Bundesamt für Umwelt. In der Prävention herrsche Arbeitsteilung. Auch die Hausbesitzer seien gefordert. Sie müssten ein Stück weit selbst die Verantwortung übernehmen: «Diese Objektschutzmassnahmen sind die sinnvolle Ergänzung der Massnahmen, die die Gemeinden oder der Kanton ergreifen, um grössere Gebiete zu schützen.»
Der neue Naturgefahren-Radar ist also ein Mittel mehr, um sicherzustellen, dass der Keller beim nächsten Hochwasser trocken bleibt.