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Geflüchtet vor dem Kommunismus So hat die Tschechoslowakei den Schweizer Tennissport beeinflusst

Rund 12'000 Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei kamen 1968 in die Schweiz. Hier haben sie überall Spuren hinterlassen, aber nirgends mehr als im Sport.

Der tschechische Staatspräsident Petr Pavel ist seit Dienstag zu Besuch in der Schweiz. Am Mittwoch empfängt der Bundesrat den Staatsgast auf dem Bundesplatz in Bern mit militärischen Ehren. Die beiden Länder verbinde viel, sagte der Bundesrat, man pflege einen regen Austausch in Politik, Wirtschaft und Kultur.

Aber auch historisch sind Tschechien und die Schweiz verbunden, nicht zuletzt wegen der Ereignisse rund um den «Prager Frühling» im Jahr 1968.

Der «Prager Frühling»

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Als «Prager Frühling» werden die Ereignisse verstanden, die sich im Jahr 1968 abgespielt hatten. Zunächst die Versuche in der ehemaligen Tschechoslowakei, einen «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» zu etablieren. Und dann die Zerschlagung dieser Bemühungen durch die einmarschierenden Truppen des «Warschauer Paktes», des Militärbündnisses des sogenannten Ostblocks, angeführt von der Sowjetunion.

In der Folge dieser gewaltsamen Niederschlagung und der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Truppen der Staaten des Warschauer Paktes verliessen Zehntausende Menschen das Land.

Damals nahm die Schweiz rund 12'000 Flüchtlinge aus der ehemaligen Tschechoslowakei auf; Menschen, die sich dann hier niedergelassen und ihre Spuren hinterlassen haben.

Das Ende der Tschechoslowakei

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Die Tschechoslowakei existierte ab 1918 auf dem Gebiet der heutigen Staaten Tschechien, Slowakei und auf einem Teil der heutigen Ukraine. Nach dem Ende der kommunistischen Diktatur spaltete sich das Land 1992 dann in die beiden neuen Staaten Tschechien und Slowakei auf.

Diese tschechoslowakischen Spuren sind nirgends so deutlich zu sehen wie im Schweizer Tennis.

Weltspitze bei den Frauen und Männern

Angefangen hat alles mit ihm, mit Jakob Hlasek. 1964 in Prag geboren, kam er nach dem Prager Frühling als Vierjähriger mit seinen Eltern in die Schweiz. Er war der erste Tennisspieler mit tschechoslowakischen Wurzeln, der für die Schweiz Erfolge feierte. Er stand mit der Schweizer Mannschaft im Final des Davis-Cups und gewann 1992 mit Marc Rosset die Doppelkonkurrenz bei den French Open.

Jakob Hlasek beim Schlag.
Legende: 1991 gewann Jakob Hlasek die Swiss Indoors in Basel und schlug im Finale den US-Amerikaner John McEnroe. Keystone/Michael Kupferschmidt

Eine ähnliche Geschichte schrieb Michel Kratochvil. Auch seine Eltern flüchteten nach dem Prager Frühling in die Schweiz, er selber wurde 1979 in Bern geboren. «Tennis hatte in der Tschechoslowakei eine grosse Bedeutung», sagt Kratochvil, «das hat auch unsere Familie geprägt». Wie kaum ein anderes Land im Ostblock unterstützte die Tschechoslowakei den Tennissport und brachte mit Ivan Lendl und Martina Navratilova zwei der besten Athleten ihrer Zeit heraus.

Michel Kratochvil in rotem Hemd schlägt Ball.
Legende: Michel Kratochvil war viele Jahre lang Mitglied des Schweizer Davis-Cup-Teams. Keystone/Fabrice Coffrini

Tschechoslowakische Wurzeln hat auch Stan Wawrinka, wobei seine Familiengeschichte etwas anders verlaufen ist. Sein Urgrossvater hatte das Land nämlich schon 1946 verlassen, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg und noch vor der Matchübernahme durch die Kommunisten. Über Deutschland führte der Weg der Familie in die Schweiz, wo Wawrinka 1985 geboren wurde. Im Laufe seiner Tenniskarriere gewann er drei Grand-Slam-Titel.

Stan Wawrinka in einer Jubelpose
Legende: Mit 39 Jahren spielt Stan Wawrinak immer noch auf der ATP-Tour. Georgios Kefalas/Keystone via AP

Auch für das Schweizer Frauentennis gilt: Ohne den Einfluss aus der Tschechoslowakei wären die Schweizer Erfolge viel spärlicher ausfallen. Beispiel Belinda Bencic: Ihr Vater stammt aus der heutigen Slowakei und ist 1968 als fünfjähriger Junge mit seiner Familie in die Schweiz eingewandert.

Belinda Bencic schlägt Ball auf dem Platz.
Legende: Belinda Bencic ist als junge Mutter erst vor Kurzem wieder auf die WTA-Tour zurückgekehrt. AP Photo/Charles Krupa

Und nicht zuletzt natürlich Martina Hingis, die grösste Spielerin, die das Schweizer Tennis je hervorgebracht hat.

Martina Hingis hält Tennistrophäe im weissen Outfit.
Legende: Martina Hingis nach ihrem ersten Triumph in Wimbledon (1997). AP Photo/File/Dave Caulkin

Die Familie von Martina Hingis stammt aus Košice, aus dem Osten der Slowakei. Ihre Mutter Melanie Molitor war selber Tennisspielerin und betrieb in der Schweiz eine Tennisschule. Dank der Erziehung und den Trainings mit ihrer Mutter wird Martina Hingis schon mit 16 Jahren zur Nummer 1 der Welt und feiert im Laufe der Karriere – im Einzel und Doppel – 25 Grand-Slam-Erfolge.

Video
Aus dem Archiv: Die Karriere von Martina Hingis
Aus DOK vom 19.07.2023.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 1 Minute 37 Sekunden.

Und was ist eigentlich mit Roger Federer? Dem vielleicht grössten Tennisspieler aller Zeiten?

Roger Federer in Anzug, winkt und lächelt.
Legende: Roger Federer (2024) beim Besuch des US Open. EPA/CJ Gunther

Klar, seine Mutter Lynette stammt aus Südafrika, sein Vater Robert aus der Schweiz – aber etwas Ostblock steckt auch in Roger. Einerseits war einer seiner ersten Trainer, Adolf Kacovsky, ein gebürtige Tschechoslowake. Vor allem aber ist da natürlich seine langjährige Wegbegleiterin und Ehefrau Mirka Vavrinec, die früher selber Tennis gespielt hat – und in Bojnice geboren wurde, einer kleinen Stadt in der heutigen Slowakei.

Echo der Zeit, 04.11.2024, 18:00 Uhr;kobt

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