In gemütlichem Tempo rollen Lastwagen aus allen Herren Länder vom deutschen Waldshut-Tiengen her durch das untere Aarethal in Richtung Autobahn A1. Sie machen zehn Prozent des Verkehrs aus – ein Ärgernis für die Bevölkerung in der Region.
Aber warum nehmen die Lkw diesen Weg? 1300 von ihnen überqueren täglich die Rheinbrücke zwischen Waldshut-Tiengen in die Schweiz nach Koblenz. «Der Verkehr sucht sich immer den schnellsten Weg», sagt Thomas Ziegler. Er leitet das Büro Siegmann Swiss Verzollungen am Grenzübergang Waldshut-Tiengen.
Dieser sei ein «feiner, kleiner» Grenzübergang – verglichen etwa mit Basel oder Thayngen, wo die Lkw manchmal stundenlang im Stau stehen.
LKW auf Aargauer Hauptstrassen
Im Aargau sorgen die vielen Lastwagen für Verkehrsprobleme. Denn sie fahren über die Kantonsstrasse auf die nächste Autobahn, die A1.
So wäre das eigentlich nicht gedacht, erklärt Carlo Degelo zuständig für die Abteilung Verkehr im Aargau. «Der Lkw-Verkehr aus Deutschland beispielsweise ins schweizerische Mittelland sollte eigentlich über die Hochleistungsstrassen A3 und A1 fahren.» Doch das macht der Schwerverkehr nicht.
Er nimmt den Weg des geringsten Widerstandes. Diese Widerstände will jetzt eine neue Verkehrsstudie lösen. Erstmals hantieren das Bundesland Baden-Württemberg und die Schweiz mit denselben Zahlen und wollen die Verkehrsprobleme gemeinsam angehen.
30 Massnahmen vorgeschlagen
Der württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann spricht von 30 vorgeschlagenen Massnahmen, welche «die Lebenssituation der Menschen verbessern sollen». Dazu gehören zwei neue Brücken über den Rhein.
Wo eine Brücke eröffnet wird, gibt es automatisch mehr Verkehr.
Eine von ihnen ist die bei Waldshut-Tiengen. Gegen diese neue Brücke gibt es bereits Widerstand. Der VCS Aargau und ein lokaler Verkehrsverband befürchten, dass dereinst noch mehr Schwerverkehr über die Aargauer Kantonsstrassen rollt, dass quasi eine Schleuse geöffnet wird.
Zollfachmann Thomas Ziegler gibt ihnen recht: «Wo eine solche Brücke eröffnet wird, gibt es automatisch mehr Verkehr.»
An eine smarte, digitale Verkehrslenkung denkt man im Aargau noch nicht. Dennoch dürfte die Digitalisierung künftig eine hilfreiche Rolle spielen. Die Zollverwaltung will mit ihrem Digitalisierungsprojekt bis 2026 nämlich moderner und vor allem schneller werden.
Digitalisierung soll Entlastung bringen
Carlo Degelo vom Kanton Aargau hofft, dass sich der Lkw-Schwerverkehr dann besser verteilt. Insbesondere müsse die Zollabwicklung an den Grenzübergängen digitalisiert werden, so Degelo. «Vor allem in den Spitzenzeiten muss der Übergang des Schwerverkehrs reibungslos ablaufen, damit der Pendlerverkehr nicht darunter leidet.»
Wenn es dank Digitalisierung an den grossen Grenzübergängen dereinst keine stundenlangen Staus mehr gibt, wird der Schwerverkehr wohl eher wieder dort durchfahren, wo er sollte – nämlich auf den Autobahnen. Dies ist zumindest die Hoffnung.
Denn klar ist: Auch in Zukunft fliesst der Lkw-Verkehr dort, wo der Widerstand am geringsten ist. Und dieser Weg kann auch über Aargauer Kantonsstrassen führen.