Das Wichtigste zum Thema:
- Montassar BenMrad, Präsident des Islamischen Dachverbands (Fids), vertritt die Haltung, Muslime müssten sich immer wieder bewusst vom Terror distanzieren.
- Der Dachverband arbeitet derzeit an einer Charta, in der festgehalten werden soll, dass die Schweizer Gesetze über den religiösen stehen. Sie soll Moscheen und Verbände in die Pflicht nehmen.
- Ein Burka-Verbot wäre nach Ansicht BenMrads kontraproduktiv – auch wenn er sich selber prinzipiell gegen das Tragen einer Burka ausspricht.
Bei dem Anschlag nach einem Pop-Konzert in Manchester am letzten Montag wurden mitunter viele junge Menschen getötet. Das jüngste Opfer war acht Jahre alt. Taten wie diese verurteilt der höchste Schweizer Muslim aufs Schärfste.
Montassar BenMrad, Präsident des Islamischen Dachverbands (Fids): «Meldungen von solchen Attentaten sind für uns immer sehr dramatisch.» Beim Anschlag in Manchester traf es auch Kinder und Jugendliche. Jedes Mal stelle man sich sogleich die Frage: Wer steckt dahinter? War es ein Moslem? «Wir verurteilen solche Taten aufs Schärfste», stellt BenMrad klar. Das ist etwas, das mit unserer Konzeption der Religion nicht kompatibel ist», sagt er in der «Samstagsrundschau». Klare Worte.
Kampf gegen Radikalisierung
Seit längerer Zeit betont BenMrad schon, Muslime müssten sich immer wieder vom Terror distanzieren. Tue man das nicht, gerate man unter Verdacht, Sympathien für die Terroristen zu hegen, sagt der 50-jährige gebürtige Tunesier.
Der 22-jährige Attentäter von Manchester war in Grossbritannien aufgewachsen und wurde später radikalisiert. Was tut der Islamische Dachverband hier in der Schweiz gegen die Radikalisierung, vor allem von Jugendlichen? Man habe nach den Anschlägen von Paris eine Taskforce eingesetzt, um verstärkt gegen radikale Strömungen vorzugehen, erklärt BenMrad.
Charta für Muslime in Arbeit
Derzeit sei der Dachverband daran, eine Charta zu verfassen, in der festgehalten werden soll, dass die Schweizer Gesetze über den religiösen stehen. Sie verpflichte Moscheen und Verbände, die Schweizer Gesetzgebung bedingungslos zu akzeptieren.
«Eine Charta muss von den Muslimen in der Schweiz definiert sein. Wir wollen das aber nicht unbedingt beschleunigen, wenn die interne Arbeit nicht ausreichend ist. Denn nur ein Papier zu kommunizieren und zu unterschreiben ist nicht sehr viel. Viel wichtiger ist es, eine konkrete Arbeit zu machen – und das nicht nur mit Imamen. Das genügt nicht. Man muss die Arbeit auch mit den Präsidenten der Vereine machen.» Und das brauche halt seine Zeit, sagt BenMrad in der «Samstagsrundschau».
BenMrad: Burka-Verbot wäre kontraproduktiv
Gleichzeitig ist es sein oberstes Ziel, dass der Islam in der Schweiz öffentlich-rechtlich anerkannt wird. Das sei aber noch ein langer Weg und es brauche noch viel politische Überzeugungskraft, weiss der 50-Jährige.
Wir wollen keine Burka. Und wir wollen aber auch kein Burka-Verbot.
Sorgen bereitet BenMrad ein mögliches Burkaverbot in der Schweiz. Gegenwärtig werden Unterschriften für ein nationales Verbot gesammelt. Prinzipiell sei er gegen das Burka-Tragen. «Wir wollen keine Burka. Und wir wollen aber auch kein Burka-Verbot.» Denn ein nationales Verbot sei kontraproduktiv. Darum hofft BenMrad, dass die Bevölkerung die Initiative ablehnt, die bald vor das Volk kommen dürfte.