Petflaschen, Plastiksäcke oder kaputte Schuhe: Jedes Jahr landen Millionen Tonnen Abfall im Meer. Für Fische und Vögel ist der Müll häufig tödlich. Studentinnen und Studenten der ETH Zürich setzen nun mit einem neuen System schon bei den Flüssen an. In der Limmat beim Zürcher Platzspitz testen sie Technologien, mit denen sie den Abfall aus dem Wasser fischen und ihn automatisch trennen können.
Vom Spielzeugdinosaurier bis zur Cola-Flasche
Laut der ETH-Gruppe lohnt es sich, den Müll aus den Flüssen zu fischen. «Denn sobald sich der Kunststoff in Mikroplastik zersetzt, ist er schwierig zu entnehmen», sagt Joachim Schaeffer, Mitgründer des Projektes. «Wenn wir in den Flüssen ansetzen, sind die grossen Objekte noch nicht zerbrochen oder zersetzt.»
Es sind Objekte wie Velohelme, Cola-Flaschen oder ein Spielzeugdinosaurier, welche in der Limmat treiben. Kameras auf der nahegelegenen Walchebrücke erfassen den Müll in einem ersten Schritt. Diese sind in der Lage, die Abfallmenge automatisch zu ermitteln.
Im Mittelpunkt des Tests steht eine 60 Quadratmeter grosse Plattform auf der Limmat. Damit der Müll zu diesem Floss strömt, pumpen die Studentinnen und Studenten Luft ins Wasser – «wie in einem Whirlpool», fügt Schaeffer hinzu. «Die Blasen steigen von unten auf und erzeugen eine Strömung.» Der Abfall schwimmt so im Idealfall zu einem Förderband und landet auf der Plattform.
Auf der Plattform erwartet ein Roboterarm die Flaschen & Co und trennt den Müll. Algen oder Holz gelangen zurück ins Wasser. Diese Sortierung ist laut Initianten eine Weltneuheit. Auch die Kombination aus unterschiedlichen Techniken unterscheide das Konzept von bestehenden Reinigungssystemen, sagt Jochaim Schaeffer: «Wir bringen hier ganz viele Technologien zusammen.»
Roboter greift ins Leere
Seit zwei Wochen führt die Crew die Tests auf der Limmat durch. Noch funktionieren längst nicht alle Abläufe reibungslos: Der Roboter greift häufig ins Leere. Die starke Strömung der Limmat in den letzten Tagen erschwerte die Arbeit.
«Es ist eine grosse Herausforderung, aus einem ETH-Labor mit sehr kontrollierten Bedingungen in eine wilde Umgebung wie die Limmat zu wechseln», sagt Joachim Schaeffer. Auch die Dimensionen seien beim Prototyp nun viel grösser als im Labor.
Mit den Erfahrungen von der Limmat wollen die Studentinnen und Studenten ihre Systeme verbessern. Im nächsten Jahr sollen sie auf grösseren Flüssen in Afrika, Indien oder Südostasien getestet werden. Dafür will die Gruppe mit globalen Partnern zusammenarbeiten.