Wenn Schweizer Konzerne im Ausland Menschenrechte verletzen oder die Umwelt schädigen, sollen sie dafür haften. Das verlangt die Konzernverantwortungsinitiative.
Am Donnerstag stimmt der Nationalrat über einen Gegenvorschlag ab. Er sagte schon einmal Ja dazu, um so eine Initiative zu bekämpfen, doch dann sagte der Ständerat im Frühling Nein zum Gegenvorschlag.
Dieser Gegenvorschlag sei eine «Notwendigkeit». Mit diesen eindringlichen Worten in einem Brief an die Nationalräte werben die drei grössten Westschweizer Wirtschaftsverbände zusammen mit der IG Detailhandel nun erstmals gemeinsam dafür. Doch die Wirtschaft ist gespalten. Grosse Verbände wie Economiesuisse oder Swissholdings bekämpfen einen Gegenvorschlag seit langem.
Ein Fehler, ist Karl Vogler von der CVP-Fraktion überzeugt, einer der Väter des Gegenvorschlags. So beobachtet er: «Der Trend läuft auf gesamteuropäische Vorschriften hin. Die Schweiz wird nicht umhinkommen, diese nachzuvollziehen.»
Genau umgekehrt denkt FDP-Ständerat Andrea Caroni. Die Schweiz wäre mit solchen Vorschriften sogar allein auf weiter Flur. Caroni selber zimmerte einst noch an einem Gegenvorschlag mit. Die Wirtschaft müsse damit leben können und die Initianten dafür ihre Initiative zurückziehen.
Er habe aber feststellen müssen, dass es diesen Kompromiss offenbar nicht gebe. «Die beiden Lager sind zu weit auseinander. Deshalb müssen wir den Stecker ziehen und mit der Initiative an die Urne gehen.»
Sagt der Nationalrat heute auch Nein, ist ein Gegenvorschlag vom Tisch. In diesem Fall würde sie überzeugt für die Initiative kämpfen, sagt die Grüne Nationalrätin Sibel Arslan. Eine Initiative für Menschenrechte und Umweltstandards komme in der Bevölkerung gut an. «In dieser Abstimmung werden wir erklären, dass wir Fairplay wollen und die Wirtschaft müsste sich erklären, warum sie sich dagegen wehrt.»
Für gewisse Firmen würde ein Abstimmungskampf mit Bildern etwa von Kinderarbeit unangenehm, meint Arslan. Vor einem Jahr sagte der Nationalrat noch deutlich Ja zu einem Gegenvorschlag. Wie es heute ausgeht, ist offen. Sicher scheint: Es wird knapper.