Jede zehnte Wohnung, die neu gebaut wird, soll gemeinnützigen Organisationen gehören, so zum Beispiel Genossenschaften. Das verlangt eine Volksinitiative des Mieterverbands. Heute wird sie im Parlament diskutiert. Der Bundesrat lehnt sie ab, will aber als Ausgleich gemeinnützige Wohnungen weiterhin so fördern wie bis anhin: mit günstigen Darlehen für den Bau. Allerdings ist die Nachfrage nach solchen Bundesdarlehen letztes Jahr regelrecht eingebrochen.
Der Bund vergab letztes Jahr aus seinem Fonds de roulement Darlehen für gerade noch 713 günstige Wohnungen. Fast 2000 Wohnungen mit Darlehen aus diesem Topf waren im Jahr zuvor gefördert worden. Etwas über 1500 jährlich waren es im Schnitt der letzten zehn Jahre.
Man sieht, die Nachfrage nach diesen Darlehen ist deutlich zurückgegangen. Aus diesem Grund muss man diesen Fonds nicht aufstocken.
Für den Rückgang letztes Jahr sei wohl der Markt verantwortlich, heisst es beim Bundesamt für Wohnungswesen. Immer mehr Wohnungen stünden leer, entsprechend zurückhaltender würden Genossenschaften bauen. Dennoch will der Bundesrat jetzt den Fonds für gemeinnützige Wohnungen um 250 Millionen Franken für zehn Jahre aufstocken. Nur so könne die Nachfrage nach Darlehen weiterhin gedeckt werden – ohne die Aufstockung rechnet der Bundesrat mit einer Finanzierungslücke.
Das finde SVP-Nationalrat Hans Egloff unverständlich. Er ist auch Präsident des Hauseigentümerverbands Schweiz. «Man sieht, die Nachfrage nach diesen Darlehen ist deutlich zurückgegangen», sagt Egloff und konkretisiert: «Aus diesem Grund muss man diesen Fonds nicht aufstocken.» Überhaupt solle sich der Bund nicht in Wohnbaupolitik einmischen; das sei Sache der Kantone oder Städte und Gemeinden.
Wenn Sie sehen, dass in Zürich für eine bezahlbare Wohnung 500 Menschen Schlange stehen, dann wissen Sie: Es braucht mehr bezahlbare Wohnungen.
Aber sicher sei das Geld nötig, erwidert der Grüne Zürcher Nationalrat Balthasar Glättli. Er ist auch Vizepräsident des Mieterverbandes. Es brauche sogar deutlich mehr Bundesdarlehen, auch wenn die Nachfrage nach Darlehen letztes Jahr zurückging. «Wenn Sie sehen, dass in Zürich für eine bezahlbare Wohnung 500 Menschen Schlange stehen, dann wissen Sie: Es braucht mehr bezahlbare Wohnungen» sagt Glättli und erklärt weiter: «Das Problem ist, dass es schwierig ist, auch Boden zu finden, wo man als Genossenschaft bauen kann.» Denn frei Grundstücke in Städten seien Mangelware.
Immerhin: Im laufenden Jahr habe der Fonds wieder mehr Darlehen vergeben, ist beim Bundesamt für Wohnungswesen zu erfahren. Zahlen liegen allerdings noch keine vor. Soll der Bund seinen Wohnbaufonds aufstocken? Der Nationalrat entscheidet heute.