Wenn die Dünnern über die Ufer tritt, dann kann es teuer werden. Eine Studie besagt, dass der Bach bei einem Jahrhunderthochwasser einen Schaden von einer halben Milliarde Franken anrichten kann. Infrastruktur, Industrie und Gewerbe wären betroffen, sagte die Solothurner Baudirektorin Sandra Kolly an einem Medientermin. Die Dünnern fliesst durch dicht besiedeltes Gebiet, daneben verläuft die viel befahrene Autobahn A1.
Seit mehreren Jahren läuft die Planung an einem Hochwasserschutzprojekt für die Dünnern. Nun hat der Kanton Solothurn zwei Varianten zur Umsetzung präsentiert. Bis Ende Jahr will er sich für eine entscheiden.
Becken und Stollen oder breiterer Bach?
Die 36 Kilometer lange Dünnern entspringt im Thal. Ein Teil ist bereits renaturiert. Durch die Region Gäu fliesst der Bach in einem Kanal, der in den 1930er- und 1940er-Jahren gebaut wurde. Dies 19 Kilometer zwischen Oensingen und Olten sollen auch renaturiert werden.
Die erste Variante sieht vor, das Flussbett etwa doppelt so breit zu machen wie heute. Zudem sollen die Ufer erhöht werden. Der Bach könnte so mehr Wasser abführen. Die Kosten werden auf rund 180 Millionen Franken geschätzt. 18 Hektaren Landwirtschaftsland würden verschwinden.
Bei der zweiten Variante würde ein Entlastungsstollen gebaut, der das Hochwasser in ein Rückhaltebecken bei Oensingen leitet. Die Dünnern müsste daher nicht so stark verbreitert werden, wie bei der anderen Lösung. Der Kanton rechnet mit Kosten von rund 150 Millionen Franken und einem Flächenbedarf von 14 Hektaren. Das 16 Hektaren grosse Rückhaltebecken könnte nach dem Bau wieder als Ackerland gebraucht werden.
Der Vorteil einer Verbreiterung
Machbar und bewilligungsfähig wären beide Varianten, hiess am Medientermin des Kantons. Vorne liegt nach einer ersten Beurteilung die Variante mit dem breiteren Bachbett – trotz der höheren Kosten. Diese Variante ohne Stollen und Rückhaltebecken sei einfacher realisierbar und punkte bezüglich der Renaturierung.
Baustart für die eine oder andere Variante ist aber nicht vor 2028. Zuvor braucht es zwingend eine Volksabstimmung. Die Umsetzung des Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekts der Dünnern würde 15 bis 20 Jahre dauern und etappenweise umgesetzt. Finanziert würde das Projekt zu 90 Prozent durch Kanton und Bund, den Rest müssten die 13 Gemeinden in der Region tragen.
Neben dem Hochwasserschutz sei auch die Renaturierung der Dünnern ein wichtiger Punkt, erklärte Regierungsrätin Sandra Kolly. An zwei Orten soll die Natur ihren Raum zurückerhalten und nicht gestört werden, an zwei anderen «Hotspots» soll das Ufer für die Menschen zugänglich sein.
Opposition aus der Landwirtschaft
Die Umweltverbände begrüssen die Pläne Kantons. Keine Freude weder an der einen, noch an der anderen Varianten hat hingegen die Landwirtschaft. Der Solothurner Bauernverband und die Landwirte aus der Region sprechen in einer Mitteilung von einem überdimensionierten Projekt, das zu viel Ackerland zerstöre. Es gehe weit über den reinen Hochwasserschutz hinaus – und seit der «Dünnernkorrektur» habe es keine Überschwemmungen gegeben. Die Rede ist von Angstmacherei.
Die Landwirte stören sich vor allem an den «landfressenden Renaturierungsmassnahmen». Man sei nicht grundsätzlich gegen mehr Ökologie, aber nicht auf Kosten hochwertiger Böden. Die Bauern fordern, dass der Kanton das Projekt anpasst und verkleinert.