Ab heute steht der ehemalige FDP-Regierungsrat Pierre Maudet vor dem Genfer Berufungsgericht. In erster Instanz war er wegen Vorteilsannahme schuldig gesprochen worden. Er hatte sich und seine Familie von der Emiratischen Königsfamilie zum Formel-1-GP nach Abu Dhabi einladen lassen, inklusive Flüge und Hotelkosten.
Vorträge und internationale Podien
Die Politkarriere von Pierre Maudet endete letzten März. Als Unabhängiger war er zu seiner eigenen Ersatzwahl angetreten. Zwar erzielte er ein beachtliches Resultat, verpasste aber die Wiederwahl.
Seither widmet er sich hauptsächlich einem seiner Lieblingsthemen: der Cyberkriminalität. Von einer weltweit tätigen Genfer Cybersecurity-Firma wurde er zum Direktor der digitalen Transformation ernannt. In dieser Rolle hält er Vorträge und nimmt an internationalen Podien teil.
Pierre Maudet braucht Rampenlicht und Publikum – und beweist auch Selbstironie. Ab Ende November wird er nämlich in der Freiburger Satire-Revue «Fribug» auf der Theaterbühne stehen. In der Westschweiz hat es Tradition, das vergangene politische und gesellschaftliche Jahr auf humorvolle und satirische Weise in Bühnenspektakeln Revue passieren zu lassen.
Als Komödiant auf der Theaterbühne
Maudet wird sich selbst spielen. Im Programm ist er als mitwirkender Komödiant aufgeführt. Dabei hat er sich eigentlich stets vehement gegen den Vorwurf gewehrt, zur Witzfigur der Genfer Politik verkommen zu sein. Seine Lachnummern sollen sich auf die Theaterbühne beschränken.
Nichts zu lachen gibt es ab Montag im Palais de Justice in Genf. In erster Instanz wurde Pierre Maudet wegen Vorteilsannahme im eingangs erklärten Fall verurteilt. Die Richterin begründete das Urteil damals damit, dass Maudet, auch wenn es kein konkretes Gegengeschäft gegeben habe, das Risiko in Kauf genommen habe, dass ihm die Vorteile der Luxusreise gewährt worden seien – mit dem Ziel, ihn bei der Ausübung seiner dienstlichen Pflichten zu beeinflussen.
Bei Freispruch die grosse Rückkehr?
In zwei weiteren Punkten im Zusammenhang mit einer politischen Umfrage war der ehemalige FDP-Politiker freigesprochen worden. Der Staatsanwaltschaft war das Urteil zu mild und sie hat es deshalb ebenso angefochten wie Maudet, der auf vollumfänglichen Freispruch plädiert.
Der Prozess wird mit Spannung erwartet. Bereits wird gemunkelt, Maudet wolle bei einem Freispruch mit einer eigenen Partei bei den Genfer Wahlen in anderthalb Jahren wieder auf die politische Bühne zurückkehren.