Vom 27. bis 29. September wird die Bewältigung eines Unfalls im Kernkraftwerk Leibstadt (AG), an der Rheingrenze zu Deutschland, geübt. Nationale, regionale und deutsche Behörden üben die Zusammenarbeit im Rahmen der Gesamtnotfallübung, die regelmässig in einem der vier Schweizer Atomkraftwerke (Beznau 1, Beznau 2, Liebstadt und Gösgen) stattfindet. Ziel der Übung im Norden des Kantons Aargau sei es, dass die Behörden und Einsatzorganisationen die Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung trainieren, schreibt der Bund.
Übungsleiter Thomas Breu (Bundesamt für Bevölkerungsschutz, Babs) ist seit dem Start der Übung am Morgen um 4 Uhr mit dabei. «Das Ereignis, das definiert wurde, war zunächst der Ausfall der externen Stromversorgung des AKW Leibstadt», erzählt er.
Das Kraftwerk selber hat eigene Notstrom-Dieselanlagen. In der Übung geht man davon aus, dass auch diese ausfallen. Dann muss man eine Notstromversorgung aufbauen, damit der radioaktive Kern weiterhin gekühlt werden kann. Fällt die Kühlung aus, überhitzt der Reaktor und im Extremfall kommt es zu einer Kernschmelze.
Im Containment, der dicken Betonhülle rund um den Reaktor, würde sich dadurch Druck aufbauen. Diesen kann man durch Öffnungen abbauen. Dort eingebaut sind Filter, die radioaktive Partikel zurückhalten. In der Übung wird angenommen, dass diese Filter versagen, dass also Radioaktivität ungefiltert austritt. Im Volksmund spricht man vom «Gau», dem «grössten anzunehmenden Unfall».
Notfall-Lager im Aargau
«In Fall einer ausgefallenen Notstromversorgung können die Zuständigen als Erstes auf Hilfe aus dem AKW Beznau zählen, danach gibt es weitere Möglichkeiten, zum Beispiel Material aus dem Notfall-Lager», erklärt Übungsleiter Thomas Breu.
Das Notfall-Lager befindet sich im Aargauischen Reitnau. Von hier werden während der angelaufenen Übung Pumpen und Generatoren per Helikopter nach Leibstadt geflogen, um die Stromversorgung weiterhin sicherzustellen.
Deutschland hilft uns vor allem bei der Simulation.
Wenn der Druck im Inneren des Reaktors zu hoch würde, dann müsste dieser reduziert werden. «Dazu haben wir Filter, damit das nicht konzentriert passieren würde», sagt Thomas Breu. Man trainiere während den drei Tagen bei Echtwetter. Messequippen berechnen, wie und wo die abgegebenen Stoffe in die Luft und dann schliesslich in Bodennähe gelangen würden. «Deutschland wiederum hilft uns vor allem bei der Simulation, die zeigt, wann und wo welche Stoffe auf die Erde treffen», erzählt Thomas Breu.
Bei der aktuellen Übung wird auch trainiert, wie die Bevölkerung geschützt werden müsste, im Falle eines AKW-Unfalls. Der Hauptteil dieser Bevölkerungsschutz-Übung findet am Mittwoch statt. Am Donnerstag, 29. September, werden im Rahmen der Übung Messequipen in der Nordschweiz, vor allem im Kanton Aargau, das Messen von Radioaktivität trainieren. Danach können erste Lehren aus der Übung gezogen werden.
Bisher laufe die Übung nach Drehbuch, die Prozesse seien gut angelaufen, hält Übungsleiter Breu fest.