Das Hotel «Blume» im Badener Bäderquartier ist mit 600 Jahren eines der ältesten Hotels der Schweiz. Die lange Geschichte des Hauses wurde nun aufgearbeitet. Erzählt wird von den vielen Gästen des Hotels und die Anekdoten dazu.
Die Geschichte der Blume beginnt offiziell im Spätmittelalter. Im Jahr 1421 wird das Hotel erstmals erwähnt. Wahrscheinlich sei es aber noch älter, meint Tourismushistoriker Florian Müller, der die Historie des Hauses aufgearbeitet hat. «Es wird ein römisches Badebecken direkt unter dem Haus vermutet.» Vielleicht sei die Blume sogar das älteste Schweizer Hotel, das noch in Betrieb ist.
Wie in vielen anderen Hotels der Stadt ist auch in der Blume das Baden seit jeher zentral. Im Untergeschoss gibt es heute verschiedene Baderäume. Im Spätmittelalter gab es dort nur einen Raum. Und dort hätten die Gäste Tage oder sogar Wochen im Wasser verbracht, so Müller. Dies mit dem Ziel, einen «Bade-Ausschlag» zu provozieren. Damit sollten die «schlechten Säfte» aus dem Körper geschwemmt werden. Das warme Wasser stammt aus der Quelle «Grosser Heisser Stein» direkt vor dem Haus. Bereits die Römer nutzten dieses Thermalwasser nachweislich.
Baden konnte auch tödlich sein: Ritter Gotthard von Breitenlandenberg wurde 1526 im Hotel Blume umgebracht. Der damalige Wirt Jakob Seeholzer soll den Ritter in seiner Badekleidung erstochen haben. Der Grund für den Mord ist nicht geklärt. Eine mögliche Erklärung von Florian Müller: Der Ritter hatte versucht, dem Wirt die Frau auszuspannen.
Genauere Quellen zum Geschehen im Hotel Blume finden sich erst ab der Belle Époque im 19. Jahrhundert. In dieser Zeit entstand das Hotel, wie es sich heute zeigt. Ein zusätzliches Gebäude wurde angebaut, das mit Glas überdachte Atrium entstand. Dieser Umbau prägt das Gebäude bis heute. Laut Historiker Müller verbindet es Elemente aus dem 16. und 19. Jahrhundert.
Im Atrium findet sich auch der vergitterte Aufzug – einer der ältesten der Schweiz. Auf den Lift war man im Hotel besonders stolz. Durch das Fenster hat man immer noch einen guten Ausblick über den begrünten Innenhof mit dem Brunnen.
Überall begegnet den Gästen im Hotel Blume die Geschichte. Die Zimmer und Bäder sind zwar alle modern umgebaut, trotzdem finden sich im Haus antike Wandmalereien, massive Eichenschränke und historische Kachelöfen.
Das Leben in der Blume ist dank der ehemaligen Hoteldirektorin Mathilde Borsinger gut dokumentiert. Ab 1872 bis zum Ersten Weltkrieg notierte sie ihre Erinnerungen, jeweils an Silvester liess sie das Jahr Revue passieren. Diese Aufzeichnungen waren Tourismushistoriker Florian Müller eine grosse Hilfe.
Zu lesen ist in den Aufzeichnungen etwa von einer Grippe-Pandemie, welche viele Opfer forderte und 1889 dem Hotel das Geschäft vermiest hatte. Oder 1911, als zum ersten Mal ein Zeppelin über die Stadt Baden flog.
Das Hotel habe auch als eines der wenigen Häuser den Niedergang des Badener Bäderquartiers Ende des 20. Jahrhunderts überstanden. Das Alter sei für das Haus aber kein Makel, meint der Historiker. Mit 600 Jahren auf dem Buckel sei Zeit sowieso relativ.
Florian Müller hat die verschiedenen Geschichten und Anekdoten zum Hotel Blume zusammengetragen. Geschichte am Schauplatz nennt er dies. Informationen zu den Liebesgeschichten, Tragödien und Krimis gibt es an zwölf Stellen im Haus. Mittels QR-Code lassen sich via Smartphone Bilder und Texte auf einer Internetseite abrufen.