Bei den einen verursacht das Coronavirus eine schlimme Krankheit. Für andere führt der Kontakt mit dem Virus nur zu Müdigkeit, Husten oder sie spüren gar nichts von der Infektion. Aber auch sie zählt man danach zu den Genesenen – und ihre Zahl wird oft unterschätzt.
Man kann davon ausgehen, dass etwa doppelt oder dreimal so viele Infektionen in der Schweiz stattgefunden haben, wie man aus den bestätigten Fällen sieht.
Das bestätigt Epidemiologe Christian Althaus von der Universität Bern: «Man kann davon ausgehen, dass etwa doppelt oder dreimal so viele Infektionen in der Schweiz stattgefunden haben, wie man aus den bestätigten Fällen sieht.»
Genesene etwa gleich gut geschützt
Nimmt man die Zahl der Menschen, die im Labor positiv auf das Coronavirus getestet worden sind – derzeit sind es rund 877'100 – und rechnet mit Faktor 3, dann gäbe es also mehr als 2.6 Millionen Genesene in der Schweiz. Sie sind ähnlich gut geschützt gegen das Virus, wie die Geimpften.
Wenn man nun wissen will, wie viele Menschen in der Schweiz insgesamt etwa immun sind, darf man die Genesenen nicht einfach zu den Geimpften dazuzählen. Denn viele Genesene haben sich ja – oft in Unkenntnis ihrer Infektion – noch impfen lassen.
Bald drei von vier sind teilweise immun
Wie viele ungeimpfte Genesene gibt es also noch zusätzlich? «Es sind fünf bis eher etwa 10 Prozent», sagt Milo Puhan, Epidemiologe an der Universität Zürich. Puhan leitet die schweizweite Studie «Corona Immunitas», mit der untersucht wird, wie sich das Virus über das Land verbreitet.
Es gibt zusätzlich zu den Geimpften fünf bis eher etwa 10 Prozent ungeimpfte Genesene.
Trotz verschiedener serologischer Studien im ganzen Land, lasse sich der Anteil der Genesenen nicht ganz genau bestimmen. Bald sind 66 Prozent der Bevölkerung geimpft. Rechnet man noch die Genesenen dazu, dürfte man bald auf drei Viertel der Bevölkerung kommen, sagt Puhan.
Es braucht noch mehr Impfungen
Trotz dieser recht hohen Zahl, gibt es jetzt wieder deutlich mehr Erkrankungen und Spitaleinweisungen. Gründe dafür sind die kalte Jahreszeit, die ansteckendere Delta-Variante und die allmählich nachlassende Impfwirkung bei den älteren Menschen.
Damit die Spitäler in den kommenden Wochen und Monaten nicht überlastet werden, strebt das Bundesamt für Gesundheit deshalb eine höhere Impfrate an. Nach heutigem Kenntnisstand müssten sich 93 Prozent der über 65-Jährigen und 80 Prozent der 18-65-Jährigen impfen lassen, schreibt das BAG – Genesene nicht mit eingerechnet.