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Schliessung von Fankurven: Was bringt das?
Aus Echo der Zeit vom 31.01.2024. Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza
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Gesperrte Fansektoren Sicherheitsbehörden setzen vermehrt auf Kollektivmassnahmen

Überall in der Schweiz haben Polizeidirektionen in den letzten Wochen Fankurven präventiv geschlossen. Es ist eine neue Gangart der Sicherheitsbehörden im Umgang mit Fangewalt. Wobei umstritten ist, ob dieser Weg zum Ziel führt.

Heute Abend spielt in der Schweizer Super League der FC Zürich zuhause im Letzigrund gegen Lausanne Sport. Nicht mit dabei bei dieser Partie ist allerdings ein grosser Teil der Zürcher Fans.

Nachdem es beim letzten Heimspiel des FCZ gegen den FC Basel vor gut einer Woche zu Auseinandersetzungen zwischen Randalierern und der Polizei gekommen war, haben die Sicherheitsbehörden die Zürcher Südkurve für die heutige Partie gesperrt. Genauso wie in den letzten Wochen schon Fan-Sektoren in Bern, Lausanne oder St. Gallen geschlossen blieben.

Nicht nur Randalierer

Sie hätten die Schraube jetzt angezogen, sagt Karin Kayser-Frutschi, Co-Präsidentin der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD). «Wir wollen Fangewalt nicht länger hinnehmen und treffen nun entsprechend unsere Massnahmen», sagt Kayser-Frutschi.

Im Fall des FC Zürich bedeutet dies nun beispielsweise: Weil vor zehn Tagen rund hundert Randalierer Flaschen und Petarden auf die Polizei geworfen hatten, bleibt heute die komplette Zürcher Südkurve gesperrt. Betroffen von dieser Sanktion sind also nicht nur die Randalierer, sondern insgesamt rund 4'000 FCZ-Fans, die dort eine Saisonkarte besitzen.

Viele Fans dicht aufeinandergedrängt im Letzigrundstadion in Zürich.
Legende: So oder ähnlich würde sie heute Abend aussehen, wäre sie nicht gesperrt: die FCZ-Südkurve an einem Heimspiel gegen den FC Luzern im März letzte Saison. KEYSTONE/Michael Buholzer

Aus Sicht der KKJPD sei dies allerdings keine Kollektivstrafe, sondern eine präventive Massnahme mit dem Ziel, künftige Ausschreitung zu verhindern. Eine Argumentation, die man beim FC Zürich nicht nachvollziehen kann.

Er und der Club fühlten sich ungerecht behandelt, sagt Präsident Ancillo Canepa, vor allem, weil sich die Vorfälle ausserhalb des Stadions ereignet hätten – beim Bahnhof Altstetten, anderthalb Kilometer vom Letzigrund entfernt. «Das sind Ereignisse, die ausserhalb unseres Einflussbereiches liegen, weshalb ich die Sperre nicht nachvollziehen kann.»

Wir hatten letzte Saison die tiefste Zahl von Gewaltdelikten, seit dies statistisch erhoben wird.
Autor: Alain Brechbühl Leiter der Forschungsstelle «Gewalt bei Sportveranstaltungen»

Aber es ist nicht nur der FCZ: Auch in Bern, Luzern, St. Gallen oder Lausanne haben die Sicherheitsbehörden in den letzten Wochen Fan-Sektoren gesperrt. Dass die Behörden neuerdings mit mehr Härte reagieren, ist insofern erstaunlich, als man rund um Fussballspiele in den letzten Jahren eigentlich eine positive Tendenz habe feststellen können, sagt Alain Brechbühl, der an der Universität Bern die Forschungsstelle «Gewalt bei Sportveranstaltungen» leitet. «Anlässlich von Super-League-Spielen hatten wir letzte Saison die tiefste Zahl von Gewaltdelikten, seit dies statistisch erhoben wird.»

Ausserdem sei es fraglich, ob Kollektivmassnahmen das richtige Mittel seien, um Gewalttaten zu bekämpfen. «Forschungsresultate aus dem Ausland und der Schweiz zeigen, dass sich solche Massnahmen eher kontraproduktiv auswirken, dass sie eher die Solidarität unter den Fans stärken und diese sich im Widerstand gegen die als illegitim empfundenen Sanktionen zusammenfinden.» Eine Erkenntnis, die den Polizeidirektorinnen und -direktoren derzeit allerdings wenig Eindruck zu machen scheint.

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Archiv: Jurist hinterfragt Wirksamkeit von Kollektivstrafen gegen Fussballfans
aus SRF 4 News aktuell vom 22.01.2024. Bild: Keystone/Tim Willmann
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Echo der Zeit, 31.01.2024, 18 Uhr

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