Rothrist, Oberentfelden und Vordemwald im Aargau, aber auch in Bern, Winterthur oder Portalban im Kanton Freiburg: Immer wieder werden Bankomaten gesprengt, die Polizei und das fedpol sprechen von Banden, die für diese Vorfälle verantwortlich sind. 2021 waren es über 20 Bankomat-Sprengungen in der Schweiz. Inzwischen sind die Banden gewiefter, die Banken aber teilweise besser vorbereitet, das zeigt ein Blick in die Kantone Aargau und Solothurn. Hier wurde am Mittwoch in Büttikon (AG) und am Donnerstag in Nuglar (SO) je ein Bankomat gesprengt.
Zwei heftige Explosionen rissen am Mittwoch früh die Bewohnerinnen und Bewohner eines Wohnhauses in Büttikon aus dem Schlaf. Wo der Geldautomat in der Wand war, klafft ein grosses Loch. «Nach ersten Erkenntnissen hatte die unbekannte Täterschaft Sprengladungen gezündet und war damit an das Geld gelangt», sagt die Polizei.
Dasselbe ist am Donnerstagfrüh in Nuglar (SO) passiert, auch in einem Wohnhaus, auch keine Verletzten. Die Täterschaft sei wohl mit einem Motorrad geflüchtet, schreibt die Solothurner Polizei. Wegen des Sprengstoffdelikts ermitteln auch in diesen beiden Fällen Bundesanwaltschaft und Polizei.
Unbeteiligte in Gefahr
Die Banden, welche Bankomaten in der Schweiz sprengen, hätten ihre Methoden angepasst, berichtet David Habegger, Leiter der kleineren Aargauer Bank Leerau: «Früher sprengten die Banden mit Gas, heute ist es eher Festsprengstoff. Technisch kann man das nicht unterbinden». Das Problem: Durch die Explosionen werden auch Unbeteiligte gefährdet, Bewohnende eines Hauses wie in Büttikon zum Beispiel. «Das beunruhigt und macht uns Sorgen. Die Banden gehen mit massiver Gewalt vor. Das Geld ist versichert, das Gebäude auch», sagt Habegger.
Die Banden gehen mit massiver Gewalt vor.
Wie gefährlich Sprengungen sein können, weiss auch Daniel Sommer, Geschäftsleitungsmitglied der kleineren Solothurner Spar- und Leihkasse Bucheggberg. Im Mai wurde ein Bankomat seiner Bank gesprengt. «Es war ein Schock für alle», berichtet Sommer. Die Rücksichtlosigkeit nehme zu, ist er überzeugt.
Farbpatronen zur Abschreckung
Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg hat nach dem Vorfall ihre Sicherheitsmassnahmen angepasst. «Wir haben Einfärbe-Kassetten eingebaut. Bei einer Sprengung werden die Banknoten eingefärbt und können nicht in Umlauf gebracht werden. Auf der Hinterseite des Bankomaten gibt es zudem Schutzmassnahmen, die verhindern, dass eine grössere Menge Gas oder Sprengstoff am Bankomat angebracht werden können». Für Sommer wäre es die Lösung, um Banden fernzuhalten.
In Frankreich zum Beispiel werden diese Massnahmen gemäss Daniel Sommer flächendeckend eingesetzt, in Kroatien sind sie seit der Einführung des Euro Standard. Die Banken weisen mögliche Täter beim Automaten schriftlich darauf hin, dass sich die Sprengung des Geldautomaten nicht lohnt, weil Farbpatronen eingebaut sind. Auch die Aargauer Bank Leerau setzt – wie die Solothurner Spar- und Leihkasse – auf diese Methode.
Wie viele Banken auf diese Art von Abschreckung setzen, ist nicht bekannt. Viele geben keine Auskunft über ihre Sicherheitsvorkehrungen. Eine Aufrüstung eines Bankomaten kann allerdings bis zu 10'000 Franken kosten. Andere Banken finden eigene Lösungen, so hat die Aargauische Kantonalbank (AKB) Ende April nach einer Sprengung ihres Geldautomaten entschieden, dass zwei AKB-Bankomaten in Hausfassaden (Aarau, Bremgarten) entfernt werden.