Verena Nold, Direktorin von Santésuisse, ist eindeutig in ihren Aussagen: «Das Schweizer Gesundheitswesen bleibt teuer.» Nold verweist darauf, dass im letzten Jahr die Kosten in der obligatorischen Krankenversicherung pro Person um fast vier Prozent gestiegen sind.
Besonders stark sind die Kosten bei den ambulanten Spitalbehandlungen gewachsen:
Immer mehr Leute besuchen Spitalambulatorien, und immer mehr Leute gehen direkt ins Spital statt zum Hausarzt, um sich behandeln zu lassen.
Die Spitalambulatorien hätten Tag und Nacht geöffnet, was natürlich einfacher zu arrangieren sei. Aber: «Konsulationanen beim Hausarzt wären viel günstiger, als die Arztbesuche im Spital.»
Nun ist die Politik nicht untätig geblieben. So hat der Bundesrat in den Ärztetarif Tarmed eingegriffen. Ab dem neuen Jahr müssen für verschiedene ambulante Eingriffe in Spitälern und Arztpraxen tiefere Beträge verrechnet werden. Dadurch will der Bund eine halbe Milliarde Franken einsparen.
Verpufft Bersets Tarifeingriff?
Anders als der konkurrierende Krankenkassenverband «Curafutura» glaubt Santésuisse aber nicht, dass das gelingen wird: «Tarmed wird auch im nächsten Jahr ein Einzelleistungstarif sein. Das heisst, dass die Ärzte kompensieren können: Wenn eine Tarifposition gekürzt wird, können sie eine andere abrechnen, die nicht gekürzt wurde oder einen Patienten mehrmals aufbieten», sagt Nold. Deshalb geht Santésuisse nicht davon aus, dass die halbe Milliarde wirklich eingespart wird.
Ein weiterer Sorgenposten der Santésuisse-Direktorin sind die Medikamentenpreise. Sie würde sich wünschen, dass der Bund diesbezüglich mehr unternehmen würde. «Der Bund hat es in der Hand. Er legt die Preise der Medikamente fest. Wir sind diesbezüglich eine Hochpreisinsel. Wenn die Preise regelmässig überprüft und auf das ausländische Preisniveau gesenkt würden, liessen sich auch hier Einsparungen erzielen.»
Nicht alles ist schlecht
Immerhin erkennt Santésuisse auch einzelne positive Entwicklungen. So sind die Kosten für stationäre Spitalaufenthalte zurückgegangen. Das hängt damit zusammen, dass die Kantone neuerdings einen höheren Anteil bei den stationären Behandlungen übernehmen müssen – was die Prämien eben ein Stück weit entlastet.
Wie die Prämien für nächstes Jahr konkret aussehen, wird am Donnerstag klar. Dann wird der Bundesrat nämlich seinen Entscheid der Öffentlichkeit mitteilen.