Die ganze Welt hofft auf einen Impfstoff gegen Covid-19. Derzeit sind einzelne Impfstoffe in der Testphase. Ein Erfolg versprechendes Produkt des US-Biotech-Unternehmens Moderna wird diese Woche in den USA in eine abschliessende Testphase gehen. An 30’000 Testpersonen soll der Impfstoff angewendet werden. Wirkstoffe für den eigentlichen Impfstoff würden in Zukunft auch von der Lonza in Visp (VS) im Auftrag von Moderna hergestellt.
Auch die Schweiz hätte die Möglichkeit, dieses Präparat bei 1000 freiwilligen Probanden zu testen. Sechs Universitätskliniken in der Schweiz wären hierzu bereit. Doch laut der «NZZ am Sonntag» fehlen acht Millionen Franken, um diese klinische Studie überhaupt durchzuführen.
Eine Finanzierung von Impf-Studien seien durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) derzeit nicht vorgesehen. Das BAG begründet dies gegenüber der «Tagesschau» wie folgt: «Über die spezifische Unterstützung für einzelne Unternehmen kann der Bund aus verhandlungstechnischen Gründen zum heutigen Zeitpunkt keine Auskunft geben.»
Gesundheitspolitikerinnen sind irritiert
Dass das BAG keine klinischen Studien mitfinanziert, ist für Nationalrätin Ruth Humbel (CVP/AG) unverständlich. Sie ist Präsidentin der Gesundheitskommission des Nationalrats. «Es ist irritierend, dass acht Millionen Franken fehlen sollten, im Vergleich zu den Milliarden, die wir zur Bekämpfung der Coronakrise eingesetzt haben.»
Auch wenn das BAG nicht zuständig sei für klinische Forschungen, muss in dieser ausserordentlichen Situation das Geld zur Verfügung gestellt werden, ist Humbel der Meinung.
Auch Nationalrätin Verena Herzog (SVP/TG) ist in der Gesundheitskommission und sie würde es begrüssen, wenn das BAG diese Impfstoff-Erprobung finanziell unterstützen würde: «Ich kann die langsame Gangart des BAG nicht nachvollziehen. Es ist wichtig, dass jetzt ein Impfstoff produziert wird. Und wir haben sechs Spitäler, die bereit sind, mitzumachen. Also brauchen wir hier jetzt ein OK.»
Schweiz schwächt ihre Position
Auch wenn es sich nur um eine klinische Studie handelt – sei es für den Standort Schweiz wichtig, sich daran zu beteiligen, betont Humbel: «Wenn ein Land mitwirkt an klinischen Studien, dann hat es sicher grössere Chancen dann schnell den Zugang zu Impfstoffen für die Versorgung der Bevölkerung zu bekommen. Insofern würde es dem Pharmaland Schweiz sehr gut anstehen, da mitzuwirken.»
Lonza hat im Frühling mit Moderna einen zehnjährigen Vertrag unterzeichnet, um bei der Herstellung des neuen Covid-19-Impfstoffs mitzuwirken. Der Pharmakonzern könnte am Standort Visp 50 bis 100 Millionen Dosen der pharmazeutischen Wirkstoffe (API) für den eigentlichen Impfstoff herstellen, sagte CEO Albert Baehny in einem Interview mit Swissinfo. Und zwar schon in diesem Jahr, wenn sich die Versuche und die medizinischen Tests weiterhin als erfolgreich erweisen sollten.