Ein Asylsuchender rastet aus und greift einen Sicherheitsmann an. Dieser ruft Verstärkung. Gemeinsam drücken sie den Asylbewerber zu Boden. Der Migrant prallt mit dem Gesicht auf und verletzt sich an der Nase und im Gesicht. Dieser Fall soll sich vor einer Woche im Bundesasylzentrum Bässlergut zugetragen haben. So schildert es das Personal der Firma Securitas in einem internen Bericht zuhanden der Behörden.
Eine gemeinsame Recherche von SRF Rundschau und der Wochenzeitung WOZ zeigt: Zu solchen Szenen scheint es im Heim regelmässig zu kommen. Darauf deutet eine Auswertung von rund 170 Heim-Rapporten der letzten drei Jahre hin. Diese hat SRF gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz erhalten.
Asylbewerber erzählen von Gewalt
Mehrere Asylbewerber erheben schwere Vorwürfe gegen das Sicherheitspersonal. «Die Securitas suchen die ganze Zeit Probleme, damit sie sich prügeln können», sagt Lotfi Rezgani, ein Asylsuchender aus Tunesien. Nach einem Streit seien mehrere Sicherheitsleute auf ihn zu gerannt: «Sie haben mich geschubst und am Kragen gepackt.»
Vier andere Asylbewerber erzählen, sie seien von Securitas-Personal geschlagen und verprügelt worden. «Sie schlugen mich in den Bauch, bis ich keine Luft mehr bekam», erzählt ein Asylbewerber.
Sicherheitsleute wehren sich
Securitas-Mitarbeiter weisen diese Vorwürfe von sich: «Manchmal müssen wir Gewalt anwenden, um eine Weisung durchzusetzen», sagen sie. Dies geschehe aber immer verhältnismässig. «Das heisst, je mehr er sich wehrt, desto mehr müssen wir körperlichen Zwang anwenden.» Konkret heisse das, dass man den Asylbewerber am Boden fixiere oder an sich drücke. «Wir schlagen sicher niemanden.» Die Securitas-Männer berichten auch, dass sie oft von Asylsuchenden provoziert und angegriffen würden.
Früher jedoch sei es auch zu unverhältnismässiger Gewalt gekommen, sagen die Securitas-Mitarbeiter, die anonym bleiben wollen. Es habe mit einem Mitarbeiter mehrere Vorfälle gegeben: «Und dieser wurde sogar befördert. Das hat uns alle schockiert.» Der Rundschau liegen die Rapporte dieser Vorfälle vor. In einem Fall brach sich der zuständige Sicherheitsmann die Hand, während einer Auseinandersetzung mit einem Asylbewerber.
SEM sieht kein Gewaltproblem
Zuständig für das Bundesasylzentrum ist das Staatssekretariat für Migration SEM. Zum Fall des beförderten Securitas-Mannes sagt Kommunikationschef Daniel Bach: «Ein Securitas-Mitarbeiter hat in einer Stresssituation überreagiert. Das hat man mit ihm angeschaut, er hat sich dafür entschuldigt und seinen Fehler eingesehen.» Der Fall sei mit allen Beteiligten aufgearbeitet worden.
Zudem, so Bach weiter, gebe es keine Hinweise darauf, dass es in Basel oder in einem anderen Asylzentrum zu unverhältnismässigem körperlichen Zwang komme: «Es ist auch völlig klar, dass das SEM dies nicht toleriert».
Das SEM gehe allen Hinweisen nach und wenn notwendig würden Konsequenzen ergriffen. In den letzten drei Jahren gab es eine Untersuchung zu Vorwürfen wegen unverhältnismässiger Gewalt.