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Seltenes Mittel in der Schweiz: Die Dreirosenanlage in Basel wird neu von Videokameras überwacht
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 30.08.2023. Bild: Keystone/Georgios Kefalas
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Gewalt und Drogen 16 Kameras sollen im Basler Problempark für Ruhe sorgen

Die Dreirosenanlage im Kleinbasel wird nach Gewaltvorfällen per Video überwacht. Ob diese Massnahme greift, ist offen.

    Schlägereien, Messerstechereien und Drogenhandel: Seit Monaten sorgt die Dreirosenanlage in Basel für negative Schlagzeilen. Die Parkanlage ist vom beliebten Freizeittreffpunkt für viele zur «No-go-Area» geworden. Die Polizei spricht von einem Hotspot. Sogar ein 10-jähriges Mädchen ist von einem Unbekannten mit einem Messer bedroht worden.

    Jetzt greifen die Behörden zu einem selten eingesetztem Mittel: Seit Mitte August wird die Anlage von 16 Kameras gefilmt, 24 Stunden am Tag.

Schild auf Videoüberwachung aufmerksam
Legende: Schilder machen auf die Videoüberwachung aufmerksam. SRF

«Die Situation war tatsächlich prekär», sagt Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (LDP). Der Druck, etwas zu unternehmen, war gross. Die Polizei habe zu diesem Mittel greifen müssen, betont Eymann.

Ich bin vorsichtig optimistisch.
Autor: Stephanie Eymann Basler Sicherheitsdirektorin

«Wir können nicht rund um die Uhr Polizeipräsenz markieren, weil wir noch viele andere Aufgaben haben.» Deshalb habe sich die Videoüberwachung, die auch vom kantonalen Datenschutzbeauftragten abgesegnet ist, angeboten.

Eymann im Potrait
Legende: Die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann sah sich zum Handeln gezwungen. Keystone/Georgios Kefalas

Rund drei Wochen nach Start der Videoüberwachung zeige sich nun tatsächlich eine Beruhigung der Lage. Doch Eymann betont gleichzeitig, dass es für eine vertiefte Bilanz noch zu früh sei. Erst Mitte September will die Polizei Erkenntnisse auswerten und publizieren. «Ich bin vorsichtig optimistisch», fasst Eymann ihr Grundgefühl zusammen.

Eymann betont weiter, dass die Massnahme in der Bevölkerung gut ankomme und dies, obwohl eine Videoüberwachung im öffentlichen Raum regelmässig kontrovers diskutiert wird. «Ich habe bislang keine negative Reaktion erhalten», sagt die Sicherheitsdirektorin.

«Gewisse Beruhigung eingetreten»

Auch Marc Moresi, Co-Leiter des Jugendzentrums Dreirosen, das unmittelbar an die Anlage grenzt, äussert sich erst vorsichtig: «Das erste Gefühl sagt mir, dass eine gewisse Beruhigung eingetreten ist.»

Portrait von Marc Moresi
Legende: Seit Jahren beobachtet Marc Moresi die Situation auf der Dreirosenanlage – und bezeichnete diese auch schon als «untragbar». SRF

Fakt ist: Seit der Installation der Kameras gab es keine Meldungen über schwere Gewaltdelikte im überwachten Gebiet.

Dennoch gibt es skeptische Stimmen, die bezweifeln, dass 16 Kameras die Situation auf der Dreirosenanlage nachhaltig beruhigen können: «Ich verstehe, dass man zu diesem Mittel greift, aber man darf sich nicht zu viel erhoffen», meint SP-Grossrat Mahir Kabakci, der selber in der Nachbarschaft wohnt.

Drogendeal vor laufender Kamera

Zum Beweis zeigt Kabakci auf eine Gruppe junger Männer, die ihre Drogendeals weiterhin abwickeln – auch während des Interviews mit der Journalistin und offensichtlich unbeeindruckt von den Kameras.

Dennoch hofft auch Kabakci, dass die Gewaltdelikte abnehmen. Denn: «Für Eltern ist es leider mittlerweile ein Ort, an dem sie ihre Kinder nicht mehr mit gutem Gewissen spielen lassen können.»

Bild von oben
Legende: Grüne Wiese und blaues Basketballfeld zwischen Brückenkopf, Schul- und Wohnhäusern: Die Dreirosenanlage im Basler Matthäus-Quartier. SRF

Allzu grosse Hoffnungen dürfe man sich nicht machen. Zu diesem Schluss kommt Francisco Klauser, Professor für Geografie an der Universität Neuenburg. Klauser hat ähnliche Projekte wissenschaftlich begleitet und betont, dass die Videoüberwachung kein Wundermittel sei.

Videoüberwachung ist kein Wundermittel.
Autor: Francisco Klauser Universität Neuenburg

Zwar könnten Videokameras die Situation vorübergehend beruhigen. Längerfristig sei der Nutzen aber gering. Das zeige ein vergleichbares Beispiel aus Genf, wo ein Quartier während zwei Jahren von Videokameras überwacht wurde. «Auf der Grundlage von sehr detaillierten Polizeistatistiken haben wir festgestellt, dass die Abschreckung langfristig nicht funktioniert», sagt Klauser und ergänzt: «Polizeipatrouillen dürfen nicht durch Kameras ersetzt werden.»

SRF 1, Regionaljournal Basel, 29.08.2023, 06.32 Uhr ; 

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