Die Schweizer Stimmberechtigten sind mit der Stossrichtung der Energiepolitik zufrieden. Dies zeigt eine Erhebung des Forschungsinstituts GFS Bern. 56 Prozent der Befragten zeigen sich eher oder sehr einverstanden.
Die Förderung erneuerbarer Energie wird von sehr vielen begrüsst. Zum Schutz der Umwelt, aber auch als Investition in die Energieunabhängigkeit. Letztere scheint im Zuge des Ukraine-Krieges an Bedeutung zu gewinnen: Die Abhängigkeit von fossiler Energie aus nicht-demokratischen Ländern will nicht nur das klassische Klima-Lager aufheben.
Lieber gut versorgt als ökologisch produziert
Die Energiepolitik verfolgt drei Ziele: eine klimaneutrale Stromproduktion, einen bezahlbaren Strompreis und die Versorgungssicherheit. Die Ziele konfligieren. Doch angesichts einer drohenden Strommangelsituation priorisiert die Bevölkerung klar: Die Versorgungssicherheit ist einer absoluten Mehrheit am wichtigsten.
Auf eine zweite und dritte Präferenz hin befragt, wird dem Strompreis noch die grössere Bedeutung eingeräumt als einer klimaneutralen Energieproduktion.
Die insgesamt tiefere Gewichtung einer klimaneutralen Produktion zeigt sich auch in der Beurteilung der Möglichkeiten, wie der Konflikt zwischen den drei Aufgaben angegangen werden kann.
Hoffnung ruht in Wasser- und Sonnenergie
Wasser- und die Sonnenenergie scheinen effektiv, um die wichtigsten energiepolitischen Ziele zu erreichen. Konkret gehen 97 Prozent der Schweizer Stimmbürger davon aus, dass die Wasserkraft in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle spielen wird, während der Photovoltaik 93 Prozent das grösste Gewicht einräumen. Je nur eine Minderheit erachtet die fossilen Energiequellen Atom und Erdgas künftig als relevant.
Parteipolitische Verortung der Einstellungen
Die breite Überzeugung (97 Prozent), dass erneuerbare Energie zu fördern sei, bröckelt, wenn Kompromisse dafür eingegangen werden müssen. Drei Konfliktlinien eröffnen sich hier, die sich laut den Studienautoren parteipolitisch erklären lassen.
Eine Konfliktlinie besteht zwischen dem Preis und der Energiewende. Mehrheitlich führen entsprechende Gegenargumente gegen Klimaschutzforderungen die SVP und die Mitte und – etwas abgeschwächt – auch die FDP ins Feld. Eine zweite Konfliktlinie stellt die Versorgungssicherheit den erneuerbaren Energiequellen gegenüber. Sehr grosse Mehrheiten von über 80 Prozent unter den Anhängern der SVP, der Mitte und der FDP bezweifeln, dass der Energiebedarf aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden kann.
Aber auch fast 50 Prozent der SP- und GLP-Anhänger sind dieser Auffassung. Eine dritte Konfliktlinie tut sich zwischen den erneuerbaren Energien und dem Naturschutz auf. Zauderer aus dem rechts-konservativen Lager fürchten durch die Förderung der Solar-, Wind- und Wasserenergie eine Verschandelung der Natur.
Schweizer nehmen auch Regularien in Kauf
Die Zustimmung zu politischen Massnahmen zur Förderung der Versorgungssicherheit ist gross. Selbst wenn sie Regularien und Verbote implizieren, finden sie bei fast der halben Bevölkerung (46 Prozent) Anklang.
Weiter fällt auf: Eine Mehrheit kann sich den Bau von Gaskraftwerken vorstellen (51 Prozent), und eine beachtliche Minderheit (41 Prozent) den Bau von Atomkraftwerken. Nur eine mögliche Massnahme findet wirklich wenig Zuspruch (22 Prozent): die Idee, die Stromimporte aus dem Ausland zu erhöhen.