Nachdem die Landsgemeinde im letzten Jahr coronabedingt abgesagt wurde, hat heute bei bestem Wetter die erste Glarner Landsgemeinde seit fast zweieinhalb Jahren stattgefunden. Ein regelrechter Traktanden-Berg wartete auf die Stimmenden.
23 Geschäfte standen an. Die Landsgemeinde als oberstes politisches Organ des Kantons beschäftigt sich in der Regel mit halb so vielen Traktanden. Da die Landsgemeinde aber im letzten Jahr ausfiel, haben sich die politischen Geschäfte angestaut.
Ob es die Fülle an Geschäften war oder die aktuelle Coronasituation: Verglichen mit anderen Jahren war der Aufmarsch des Stimmvolks eher bescheiden. Auf dem Landsgemeindering blieben viele Plätze leer.
«Der Grund ist sicher Corona», sagte Frau Landammann Marianne Lienhard. Die Maskenpflicht habe einige Leute abgehalten. Andere hätten vielleicht auch, trotz Impfung, nicht in diese Menschenmenge gewollt. Das seien verständliche Gründe.
Es war wichtig, die Landsgemeinde durchzuführen.
Dennoch sagt sie: «Es war wichtig, die Landsgemeinde durchzuführen, auch um ein Zeichen zu setzen, dass es wieder Richtung Normalität geht.»
Beim Gespräch mit Anwesenden auf dem Zaunplatz in Glarus zeigte sich, viele denken ähnlich. «Es ist gut, dass die Landsgemeinde nun über die Bühne geht, so bleiben wir im Glarnerland handlungsfähig», sagte ein Stimmbürger aus Haslen.
Die Regierung, aber auch das Kantonsparlament, könne mit dem heutigen Tag entlastet werden, sagte ein Mann aus Ennenda. Seine Frau ergänzte, «viele wichtige Geschäfte stehen an.» Es gehe aber auch um den Anlass als solchen, «ich finde es schön, dass wir wieder zusammenkommen dürfen, auch wenn wir die Maske tragen müssen.»
Wegen Corona wurde unter anderem die Zahl der Ehrengäste beschränkt. Mit dabei war Bundesrätin Karin Keller-Sutter. Die Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements hat die Landsgemeinde auf Einladung des Glarner Regierungsrats vor Ort verfolgt. Ebenfalls eingeladen war die Gesamtregierung des Kantons Zug.
Die Maskenpflicht galt fürs ganze Gelände und fiel einzig am Rednerpult. Einige der engagiertesten Voten dort gab es bei der Beratung des Energiegesetzes. Mehrere Votierende wollten das vorgeschlagene Gesetz verschärfen.
So stellte sich die Landsgemeinde beispielsweise überraschend hinter ein Verbot von Öl- und Gasheizungen bei Neubauten. Auch beim Austausch von bestehenden Heizungen müssen künftig Wärmeerzeuger ohne CO2-Emissionen durch fossile Brennstoffe eingebaut werden.
Nach der Beratung des Energiegesetzes zogen viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von dannen. Je länger der Tag, desto mehr lichteten sich die Reihen auf dem Landsgemeindering.
Um halb drei Uhr hatten die verbliebenen Politikinteressierten die Geschäfte dann so weit abgearbeitet, dass Regierungspräsidentin Marianne Lienhard die Landsgemeinde schliessen konnte. Vier nicht dringliche Geschäfte wurden auf die Landsgemeinde 2022 verschoben.
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