Eine Geschmacksexplosion auf der Zunge. Cremig-nussig im Geschmack und exzellent kombinierbar mit Wodka oder Champagner. Der Kaviar vom Beluga-Stör gilt als der feinste und teuerste. Nun liefert der Störfisch nicht nur feinschmeckende Eier, er ist auch bedroht. Der Kaviarhandel deshalb streng reguliert. Kaviarberauschte Kreise dürften wohl wissen: Fischeier vom Stör dürfen nur in kleinen Mengen oder mit speziellen Artenschutz-Dokumenten eingeführt werden.
Der artengeschützte Beluga-Stör
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Bild 1 von 3. Sein Kaviar ist der beste: der Beluga-Störfisch . Die Tiere werden bis zu 6 Meter lang und gelten als grösste Knochenfische. Bildquelle: Shutterstock / Milan Rybar.
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Bild 2 von 3. So wird der Kaviar gewonnen. Um an die Fischeier zu gelangen, müssen die Störweibchen in den meisten Fällen geschlachtet werden. Um die Störbestände in freier Wildbahn zu schonen, wird Kaviar in speziellen Fischfarmen produziert. Bildquelle: Shutterstock / FreeProd33.
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Bild 3 von 3. Der Beluga-Stör gilt als bedroht. Alle Störfische stehen auf der Liste des Artenschutzabkommens Cites. Dort sind insgesamt über 5000 Tier- und mehr als 30'000 Pflanzenarten aufgeführt. Diese könnten aussterben, wenn der Handel nicht verboten oder streng reguliert wäre. Bildquelle: Shutterstock / Olga Alper.
Nun dachte der Sprössling einer milliardenschweren Unternehmerfamilie offenbar eher an die Geschmacksexplosion als den Artenschutz, als er im Herbst 2021 den Luxuskaviar in die Schweiz zu schmuggeln versuchte. Aus Bodrum anreisend hatte er 1.25 Kilogramm Beluga-Kaviar im Gepäck und benutzte am Flughafen Zürich den «grünen Durchgang mit der Aufschrift ‹Nichts zu deklarieren›». So schreibt es das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit BAZG im Strafbescheid, der kürzlich rechtskräftig wurde.
Busse für den Milliardärserben
Der Schweizer Schmuggler ist nicht irgendwer: Er ist Abkömmling einer Unternehmerfamilie und in der Welt der Banken und Grosskonzerne zu Hause. Beziehungsweise privat am schönen Vierwaldstättersee. Profan fällt die Strafe aus: 1500 Franken Busse und 300 Franken Verfahrenskosten. Der Kaviar wird später, falls die Bewilligungen nachgeliefert werden können, wieder ausgehändigt – oder sonst vernichtet.
Kaviar als Inbegriff der Delikatesse
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Bild 1 von 3. Kaviar mit Model. Bildquelle: Shutterstock / Subbotina Anna.
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Bild 2 von 3. Kaviar drapiert. Bildquelle: Shutterstock / t.sableaux.
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Bild 3 von 3. Kaviar mit Champagner. Bildquelle: Shutterstock / Alexander Prokopenko.
Nun könnte die Geschichte hier zu Ende sein, doch ist der Milliardärserbe mit seinem Vergehen nicht allein: Dutzende Male entdecken Zollbeamte und -beamtinnen jedes Jahr illegal eingeführten Stör-Kaviar. Fischeier, für die artengeschützte Störweibchen meist geschlachtet werden. Rund 18 grössere Verfahren landen in einem durchschnittlichen Jahr beim Bundesamt. Dazu kommen diverse kleinere Fälle, die gleich am Zoll erledigt werden.
Schmuggelgelüste der Reichen
Das Zollamt kennt denn auch die besonderen Schmuggelgelüste der Gutbetuchten: Neben Kaviar sind dies etwa Schals aus Shahtoosh-Wolle – Tücher, die sich der Touristin fein um den Hals schmiegen, der Tibetantilope aber den Tod bringen. 2019 berichteten Medien über Kronprinz Pavlos von Griechenland, der mit einem solchen Schal an der Zollstelle am Flughafen Zürich hängen blieb.
Weil Liebhaber und Liebhaberinnen von so exklusiven Gütern öfters exklusiv reisen, hat das Bundesamt auch schon spezielle Kontrollen am Flughafen Bern-Belp durchgeführt. Dort landen gemäss BAZG «die Reichen und Schönen mit ihren Privatjets». Die Luxusreisenden seien unterdessen zwar «besser auf die Thematik sensibilisiert», zitiert das Bundesamt den Flughafen Samedan, wo bekanntlich ebenfalls der eine oder andere Privatjet verkehrt. Dennoch gebe es «saisonal regelmässig» Schmuggelfälle von Luxusgütern.
Im Sommer nun, wenn in Bern-Belp auch Linienflüge landeten, seien dann «die Aufgriffe etwas anderer Art». Sprich: Tabakschmuggel statt Kaviar. Gebüsst, so verspricht es der Zoll, werden alle – die Milliardärin und der Normalo.