Erstfeld im Kanton Uri, am 1. Juni 2016. Grosser Bahnhof herrscht: Bundespräsident Johann Schneider-Ammann ist hier, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Staatspräsident François Hollande, die Regierungschefs Italiens, Österreichs und Liechtensteins. Dazu rund 1000 geladene Gäste und gut 300 Medienschaffende aus aller Welt.
Sie sind hier, um ein Loch zu bestaunen und offiziell zu eröffnen: den Gotthard-Basistunnel. Zwei parallel nebeneinander verlaufende Röhren unter dem Gotthardmassiv, 57 Kilometer lang, der längste Eisenbahntunnel der Welt. Angela Merkel sagt: «Das ist ein Freudentag. Der Norden und der Süden Europas rücken näher zusammen.»
Pendler gibts bislang nur wenige
Auch beim Kanton Uri verspricht man sich damals einiges. Von ihm bekommt man mit der neuen Neat-Streckenführung kaum noch etwas zu sehen – anders als auf der alten Gotthardlinie, die sich Kehrtunnel um Kehrtunnel bis zu alten Gotthardportal in Göschenen hocharbeitete. Dafür gerät der Urner Hauptort Altdorf mit dem neuen Tunnel in Pendeldistanz zu Bellinzona und Lugano. Uri erhofft sich davon Impulse in Tourismus und Wirtschaft.
Die Wirkung des Tunnels hat sich noch nicht ganz entfaltet.
Was hat sich davon erfüllt, fünf Jahre nach Eröffnung des Tunnels? «Die Wirkung des Basistunnels hat sich noch nicht ganz entfaltet», sagt Urban Camenzind, Volkswirtschaftsdirektor und gegenwärtig Landammann – also Regierungspräsident – des Kantons Uri. Vereinzelt werde von Uri ins Tessin gependelt und umgekehrt, allerdings noch in bescheidenem Masse. Auch der wirtschaftliche Nutzen sei bis jetzt noch überschaubar.
Der neue Kantonsbahnhof soll alles ändern
Das liegt allerdings daran, dass die neue Nord-Süd-Linie den Kanton Uri heute zwar durchquert, ihn aber nicht richtig anbindet. Das ändert sich im kommenden Dezember: Dann wird der neue Kantonsbahnhof in Altdorf eröffnet – und damit erhält Uri einen fixen Anschluss an die Neat. «Der grosse Sprung für uns wird im Dezember kommen», sagt Camenzind. «Wir bekommen neue Verbindungen nach Süden und nach Norden, und das wird uns als Wohnkanton attraktiver machen.»
Der Plan: In der Stadt arbeiten, in Uri wohnen
Camenzind hofft auf Pendlerinnen und Pendler, die in den städtischen Zentren nördlich und südlich der Alpen arbeiten, aber im beschaulichen und verhältnismässig steuergünstigen Bergkanton wohnen.
Er ist optimistisch, dass diese Rechnung aufgeht: «Rund um den neuen Bahnhof sind über 200 neue Wohnungen entstanden – das zeigt, dass die Entwicklung in die Richtung geht, die wir uns wünschen.»