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Gotthard SBB investiert fast 13 Millionen Franken in ihre Neigezüge

Drei Minuten Verspätung liegen drin, mehr nicht: So der ehrgeizige Anspruch der SBB. Weil die Neigezüge auf der Gotthardroute diesen Massstab oft verfehlen, nimmt das Unternehmen nun Geld in die Hand. Mit der Investition versucht die SBB auch hausgemachte Probleme zu lösen.

Die SBB ist mit der Pünktlichkeit der Personenzüge auf der Gotthardstrecke unzufrieden. Sie will nun den pannenanfälligen Neigezug ETR 610 mit 12,9 Millionen Franken technisch verbessern und sich dafür einsetzen, dass die Züge aus Italien künftig pünktlicher sind.

Im schweizerischen Schnitt erreichen 89 Prozent der Züge ihr Ziel mit weniger als drei Minuten Verspätung. Am Gotthard liegt der Wert nur bei 82 Prozent. Damit verfehlen die Züge sogar den für die Nord-Süd-Achse tiefer festgelegten Wert von 85 Prozent, wie die SBB bekanntgab.

SBB
Legende: Die SBB ist sich der Verspätungen am Gotthard bewusst, sagt Jeannine Pilloud, Verantwortliche Personenverkehr. Keystone

Situation ist mühsam, aber komplex

Die Leiterin Personenverkehr, Jeannine Pilloud, sagte in Goldau (SZ), die SBB sei sich bewusst, dass diese Verspätungen am Gotthard für Kunden und Personal mühsam seien. Allerdings sei die Situation dort komplex.

31 Prozent der Verspätungen auf der Gotthardstrecke würden durch das Rollmaterial verursacht. Sorgenkind sei der Neigezug ETR 610. Bei diesem funktionierten vor allem der Neigemodus und der Antrieb ungenügend, sagte Pilloud.

Kaum Reservefahrzeuge

Die SBB will deswegen bis Ende 2018 mit 12,9 Millionen Franken die 19 SBB-eigenen ETR 610 technisch verbessern. Ziel ist es, die technische Qualität des international verkehrenden «Pendolino» auf das Niveau der nationalen Fernverkehrszüge anzuheben.

Für die SBB kommt erschwerend dazu, dass sie zurzeit wegen Testfahrten im Gotthardbasistunnel kaum über Reserven beim ETR 610 verfügt, so Pilloud. Zudem sei das Aufrüsten der Züge nicht einfach, weil diese in drei Ländern zugelassen seien.

Züge aus Italien sind schon unpünktlich

Als weitere Hauptursache für die Probleme am Gotthard nannte die SBB die Pünktlichkeit der Züge, die aus Italien in die Schweiz fahren. 31 Prozent der Verspätungen zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz werden in Italien verursacht.

Ein Grund dafür ist gemäss Pilloud, dass Italien den Regionalverkehr gegenüber dem Fernverkehr priorisiert und die italienischen Bahnen laschere Vorgaben zur Pünktlichkeit hätten. Toleriert würden im südlichen Nachbarland Verspätungen von bis zu 15 Minuten. Hier hofft die SBB, mit einer internationalen Arbeitsgruppe eine Veränderung erreichen zu können.

Mehr Totalsperren

Viele Störungen werden auch durch die neue Führerstandssignalisation ETCS Level 2 verursacht. Diese ist bereits auf den Strecken vor dem Gotthardbasistunnel zwischen Brunnen (SZ) und Erstfeld (UR) sowie Castione-Arbedo und Pollegio im Tessin in Betrieb. Probleme machten dabei sowohl die Streckenanlagen wie auch das Rollmaterial.

Gemäss Philippe Gauderon, Infrastruktur-Chef der SBB, konnten die Probleme mit den Streckenanlagen behoben werden. Probleme mache noch ein Softwarefehler bei einem Typ Güterzugslokomotive, der aber nur zehn Prozent der am Gotthard verkehrenden Fahrzeuge ausmache, sagte er.

«Fahrplanstabilität» erst 2020

Geht es nach der SBB, sollen künftig auch Baustellen für weniger Verspätungen verantwortlich sein. Der Zeitraum für solche Risiken soll verkürzt werden, indem mehr am Wochenende gebaut wird. Statt lang andauernden Langsamfahrstellen soll es auch mehr Totalsperren geben.

Die SBB geht davon aus, dass die gewünschte Fahrplanstabilität nicht schon mit der Inbetriebnahme des Gotthardbasistunnels Ende 2016 erreicht werden kann, sondern erst 2020.

Kritik von Pro Bahn

Pro Bahn Schweiz, die sich für die Interessen der Passagiere einsetzt, kritisierte in einer Mitteilung, dass die SBB nicht früher auf die bekannten Probleme reagiert habe. Das Aufschieben habe sich nicht gelohnt, der Ruf der SBB auf der Gotthardstrecke sei nachhaltig geschädigt.

Die Probleme mit dem Neigezug seien das Resultat einer verfehlten Einkaufspolitik. Obwohl schon die Einführung des ETR 610 mit Problemen behaftet gewesen sei, sei beim gleichen Lieferanten nachbestellt worden.

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