Nach der Lancierung an Ostern waren die Selbsttests ein Renner: In den ersten Tagen wurden gut fünf Millionen Tests bezogen – und damit gleich ein Viertel aller bis heute abgegebenen 20 Millionen Tests. Dann allerdings sank das Interesse rapide – auf inzwischen noch wenige zehntausend Stück pro Tag.
Über die Gründe für diese Entwicklung kann das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nur spekulieren. Die Leiterin der Sektion Infektionskontrolle, Virginie Masserey, sagt: «Ich weiss nicht, weshalb die Nachfrage stark zurückgegangen ist. Wohl auch, weil es inzwischen ein breites Angebot mit Antigen-Tests gibt, die zuverlässiger als die Selbsttests sind.»
Die Nachfrage ging wohl zurück, weil es inzwischen ein breites Angebot mit zuverlässigeren Antigen-Tests gibt.
Die Aussagekraft der Selbsttests war tatsächlich von Beginn an ein Schwachpunkt, das hat das BAG auch stets betont. Und das ist auch ein Grund, weshalb die Tests weder für Auslandsreisen noch beim Discobesuch anerkannt werden.
Zudem sind immer mehr Menschen geimpft. Und wer geimpft ist, kann seit Ende Juni auch keine kostenlosen Tests mehr beziehen. Trotzdem ist das BAG überzeugt, dass das Selbsttest-Angebot damals – im Frühling – sinnvoll gewesen sei.
Insgesamt eher mässige Nachfrage
Auch wenn 20 Millionen Tests nach viel tönt – bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass vergleichsweise wenige Menschen diese Tests bezogen haben.
Das bestätigt beispielsweise eine Auswertung der Concordia-Versicherung. Astrid Brändlin, Leiterin Kommunikation und Mitglied der Direktion: «Per Ende Juni 2021 haben rund ein Drittel unserer Grundversicherten mindestens ein Testkit bezogen und rund vier Prozent aller unserer Grundversicherten zwei Testkits.»
Per Ende Juni haben rund ein Drittel unserer Grundversicherten mindestens ein Testkit bezogen.
Auch bei anderen Krankenkassen zeigt sich ein ähnliches Bild. Wie viele der Selbsttests aber effektiv benutzt wurden, weiss niemand. Allerdings dürften Millionen davon längst in einer Schublade liegen und dereinst ungenutzt im Abfall landen.
Kosten von über 200 Millionen
Der Nutzen der Tests ist umstritten, die Nachfrage relativ bescheiden – und trotzdem hat der Bund keine Kosten gescheut: Bis Ende Juni hat er jeden Test mit maximal zwölf Franken vergütet. Bei 20 Millionen Tests ergibt das Kosten von deutlich über 200 Millionen Franken.
Ob sich der ganze Aufwand gelohnt habe, müsse zuerst noch analysiert werden, so Masserey vom BAG: «Ich glaube aber nicht, dass man tatsächlich evaluieren kann, ob es nützlich war oder nicht.»
«Ich glaube nicht, dass man wirklich evaluieren kann, ob es nützlich war oder nicht.
Klar ist hingegen, wohin das Geld geflossen ist: Ein Teil davon gelangte in die Kassen der Apotheken und Grossisten, die die Tests abgegeben haben. Der andere Teil ging an die Test-Lieferanten. In der Schweiz ist das namentlich Roche. Der Basler Pharmakonzern lieferte nach eigenen Angaben in der Schweiz Selbsttests im «niedrigen, zweistelligen Millionenbereich» aus.