Die GSoA als Abstimmungssiegerin: Auch über einen Tag später fühlt sich das für die drei Aktivistinnen immer noch ziemlich seltsam an: «Wir haben gewonnen!» Sie freuen sich und lachen.
Die GSoA feiert einen grossen Erfolg und das wohl ausgerechnet deshalb, weil sie im Hintergrund blieb. Ironie? Nein, sagen die Aktivistinnen: Strategie! Rahel Ruch ist 27 und leitet Kampagnen für Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen: «Man hat sich strategisch öffentlich zurückgehalten. Man hat einen guten Abstimmungskampf organisiert. Es wäre dumm gewesen, hätte die GSoA einen anderen strategischen Entscheid gefällt.»
Und so traten grünliberale und sozialdemokratische Parlamentarierinnen im Abstimmungskampf gegen den Gripen auf – linke Armeebefürworterinnen. Die Armeegegner von der GSoA dagegen hockten aufs Maul.
Ruhe statt Sturm
Letzten Sommer war das noch ganz anders: Da kämpfte die GSoA für ihre Initiative gegen die Wehrpflicht – klassisch-kämpferisch mit Strassentheatern und Provokationen. Am 1. August störten Aktivisten die Rede des Verteidigungsministers.
Was für ein Kontrast zur Gripen-Kampagne: «Wir können auch leben, ohne Reden von Ueli Maurer zu stören.» sagt Seraina Patzen. Die 21-Jährige ist GSoA-Sekretärin und Studentin. «Wir sind nicht irgend so eine Hippie-Gruppe, sondern wir sind durchaus organisiert und fähig, taktische Entscheide zu treffen und diese durchzuziehen.»
Gripengegner sind nicht Armeeabschaffer
Die Gripengegner sollten nicht als Armeeabschaffer abgestempelt werden können. Also blieb die GSoA stumm – aber nicht faul: Sie sammelte gut einen Drittel aller Referendumsunterschriften. Sie liess für das ganze linke Komitee die Unterschriften beglaubigen und recherchierte Zahlen und Fakten für den Abstimmungskampf.
«Ich habe es nicht schwer gefunden, weil ich wusste, es ist wichtiger für die Sache, unsere Arbeit im Hintergrund zu machen. Schlussendlich ging es darum, diese Abstimmung zu gewinnen», sagt die dritte am Tisch. Nora Komposch ist 20 und auch sie ist GSoA-Sekretärin und Studentin.
Geschwächte GSoA?
Kritische Stimmen sagen, die SP habe die GSoA nur deshalb auf Linie gebracht, weil die GSoA geschwächt gewesen sei. Nach dem kolossalen Nein zur Wehrpflichtinitiative im Herbst sei die GSoA ohne Geld und Glaubwürdigkeit dagestanden und habe dringend einen Erfolg gebraucht. Nur deshalb habe sie sich einbinden lassen.
Ruch schüttelt den Kopf: «Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, wo man sich als nützlichen Idioten vorkommt. Dieser Sieg ist für die GSoA wichtiger als für alle anderen. Man kann jetzt die Sicherheitspolitik neu diskutieren. Es ist sehr wichtig für die Aktivisten, zu sehen, ‹es kann funktionieren›.»
Hat die GSoA gar eine neue Rolle gefunden? Die, der pragmatischen und zahmeren Pazifistengruppe? «Nein», sagt Seraina Patzen, «diese Situation wird es in nächster Zeit so nicht mehr geben.»
Bald kommt die nächste Armeereform und die wird die GSoA und die SP wieder spalten. Die pragmatische Zusammenarbeit ist dann vorbei. Und was hat die GSoA sonst noch vor? «Wir werden uns mit Kriegsmaterialexporten und der Jährung des Ersten Weltkriegs beschäftigen.» Zurück zum pazifistischen Alltag.