Imposante zehn Meter misst das grosse Wasserrad in der ehemaligen Mühle in der Aargauer Gemeinde Böttstein. Früher trieb es einen Mühlstein an, seit gut 50 Jahren steht die Mühle still, das Wasserrad ist unterdessen defekt. Nun will ein Verein die Mühle reaktivieren – und diese soll neben Mehl auch Strom produzieren.
Das Wasserrad wird von einem Bach angetrieben, der das ganze Jahr konstant viel Wasser führt. Mit seinen zehn Metern Durchmesser ist das Mühlrad das grösste Wasserrad in einem Gebäude in Europa. Fast 400 Jahre trieb es eine Getreidemühle an. Am Mühlebach liegen auch weitere Mühlen sowie eine Sägerei, die alle zum Schloss Böttstein gehörten.
Das zerfallene Mühlrad aus Eiche sei auch heute noch ideal konstruiert, meint Walter Hess, Vizepräsident des Vereins «Kultur am Mühlebach». Nach der Renovation soll das Wasserrad wieder einen Mühlstein antreiben, um Mehl für Brot zu mahlen. Und neu soll auch ein Stromgenerator angeschlossen werden.
Die alte Mühle soll künftig ein Beispiel für moderne Energieerzeugung und Energiegeschichte sein. Neben der erneuerbaren Energie vom Wasserrad ist die Mühle laut dem Verein vor allem wegen ihrer Lage dazu geeignet: Von Schloss Böttstein und der Mühle aus geht der Blick auf das Wasserkraftwerk an der Aare und die beiden Kernkraftwerke Beznau 1 und 2.
Im Umkreis von 500 Metern sei alles vorhanden, was Energieerzeugung betreffe, meint Vereinspräsident Peter Ming: vom Wasserrad über das hydraulische Kraftwerk bis zum AKW. Dazu komme das nahe gelegene Forschungsinstitut Paul Scherrer Institut (PSI), das sich ebenfalls mit Energie befasse, sowie der Wissenschafts-Park Innovare im Bau. An keinem anderen Ort in der Schweiz sei das Thema Energie derart konzentriert erlebbar, so Ming.
Das alte Wasserrad sei daher der ideale Treffpunkt für Leute, die sich Gedanken über die Zukunft machen wollen. Forschende des PSI und Innovare könnten sich in Böttstein treffen, um den Kopf zu lüften, so Peter Ming. Ein Kulturzentrum, wo das Verhältnis der Industrie und der Umwelt im Zentrum steht.
Das Wasserrad am Mühlebach habe in der Region vor einigen hundert Jahren eine Art industrielle Revolution ausgelöst: Es trieb die Getreidemühle und andere Anlagen an. Später kam eine weitere industrielle Revolution durch die Kraftwerke. Und vielleicht werde am gleichen Ort nochmals eine Revolution lanciert – eine mit nachhaltigen und erneuerbaren Energien, hofft der Vereinspräsident. Das sanierte Wasserrad mit dem Stromgenerator könnte ein Beispiel im Kleinen dafür sein.
Der Verein will Ende Jahr den Kaufvertrag für die Mühle und die umliegenden Gebäude unterzeichnen. Über eine Million Franken kosten Kauf und Sanierung. Eine halbe Million daran steuert die Aargauer Regierung aus dem Swisslos-Fonds bei.