Sonderabfall ist giftig – bei unsachgemässer Entsorgung ein Risiko für Mensch und Natur. Das macht die Entsorgung teuer.
Massgeblich zum Schweizer Sondermüllaufkommen trägt die Chemie-Industrie bei – nur ein kleiner Teil kommt von den Privathaushalten. Rund zwei Millionen Tonnen produziert die Schweiz jährlich – Tendenz steigend. Die grosse Frage: Wohin mit all dem Sondermüll?
«Für die meisten Abfälle haben wir Verbrennungsanlagen», sagt Experte Dieter Zaugg zu «10vor10». «Wir haben chemisch-physikalische Anlagen. Der grösste Teil der Abfälle könnte man in der Schweiz verarbeiten.»
Export ist wirtschaftlich interessant
Trotzdem exportiert die Schweiz jährlich tausende Tonnen an Sondermüll. Nicht nur die Sanierung der Sondermülldeponie in Kölliken und der damit verbundenen Entstehung von Altlastmaterial hat zu dieser Zunahme beigetragen.
Insgesamt wurden 2015 rund ein Fünftel des Schweizer Sonderabfalls ins Ausland exportiert, rund dreimal so viel wie noch vor zehn Jahren. Zaugg: «Wirtschaftliche Gründe sprechen dafür, dass man vermehrt Abfälle exportiert. Das ist finanziell interessanter.»
Der Export von Sondermüll sei lukrativ, sagt Verwaltungsratspräsident Pierre-André Vasseur von Remondis. Die Firma sammelt Müll in der ganzen Schweiz ein und bringt die Stoffe zu entsprechenden Entsorgungsanlagen – auch im Ausland. Vasseur: «Der Sonderabfallmarkt ist ein freier Markt, da herrscht Konkurrenz und Wettbewerb. Für gewisse Kunden ist es notwendig, dass wir exportieren können.»
Ein grosses Problem für die inländischen Verbrennungsanlagen: Diese haben bereits jetzt mit hohen Kosten zu kämpfen. Werden in Zukunft weitere Sondermüllverbrennungsanlagen im umliegenden Ausland gebaut, könnte der Preis der Abfallentsorgung im Vergleich zur Schweiz noch weiter sinken – der Todesstoss für viele Schweizer Sondermüll-Entsorgungsanlagen.
Sendebezug: 10vor10 vom 14.11.2017