In einem normalen Jahr werden im Wallis 45 Millionen Liter Wein produziert. «In diesem Jahr rechnen wir nur mit 30 Millionen Liter», sagt Amadée Mathier vom Branchenverband für den Walliser Wein. Es gibt also einen Ausfall von gut 30 Prozent.
Schuld daran sind insbesondere der Frost im Frühling und der verregnete Sommer. Weil es ständig geregnet hat, konnte sich die Pilzkrankheit Falscher Mehltau stark ausbreiten.
Da kann man keinen Tropfen Wein mehr daraus gewinnen.
Der Winzer Hans-Peter Baumann zeigt eine Parzelle in Ortschaft Varen, wo er Trauben der Sorte Merlot hat. Die Blätter seien noch einigermassen in einem guten Zustand. «Aber die Trauben hat der falsche Mehltau total kaputt gemacht. Sie sind spröde und ledrig. Da kann man keinen Tropfen Wein mehr daraus gewinnen», sagt Baumann. In dieser Parzelle hat er einen Totalausfall erlitten.
«Es ist brutal das zu sehen. Seit 1983 betreibe ich Rebbau hier im Wallis. So ein Ausmass des Falschen Mehltaus habe ich noch nie gesehen,»sagt Baumann. Sein Sohn, Diego Baumann, ist im Familienbetrieb für die Reben zuständig. Im Biobetrieb werden die Reben mit Kupfer gespritzt, um sie vor dem Falschen Mehltau zu schützen. «Ich habe die Reben in dieser Parzelle zwölfmal gespritzt. Es hat nichts gebracht.» Der Regen habe das Pilzschutzmittel jeweils wieder abgespült.
Szenenwechsel: Hans-Peter Baumann ist froh, hat er nicht nur auf herkömmliche Rebsorten gesetzt. Er war vor 28 Jahren der erste Oberwalliser Winzer, der auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten setzte. In diesem verregneten Sommer kommt ihm das nun zugute.
Gezüchtet werden diese widerstandsfähigen Sorten von Forschungsstätten wie Agroscope oder in verschiedenen Rebschulen. Dank diesen neuen Sorten sei seine Kellerei nur teilweise von den Ausfällen betroffen. Rund die Hälfte seiner viereinhalb Hektaren sind mit pilzresistenten Sorten bepflanzt.
Für Diego Baumann, welcher den Familienbetrieb übernommen hat, ist klar, dass er auch künftig auf diese Sorten setzen wird. «Rebbau ohne diese widerstandsfähigen Sorten macht heutzutage praktisch keinen Sinn mehr», sagt er. In den nächsten Jahren wolle er seinen Betrieb sukzessive umstellen auf die neuen Sorten.
Die Umstellung braucht noch viel Zeit
Solche pilzresistenten Sorten würden in der Zukunft immer wichtiger, sagt Amadée Mathier vom Branchenverband. Aber er betont, dass es noch Zeit brauche, bis sich diese Sorten etablieren. Bei der Vinifizierung dieser Sorten habe man noch wenig Erfahrung: «Die pilzresistenten Sorten geben noch kein vergleichbar guten Wein.» Um aus diesen Trauben einen Wein zu machen, der mit Wein aus herkömmlichen Sorten mithalten könne, müsse man noch viel experimentieren, so Mathier.