Der 11-jährige Border Collie von R.M. braucht einen Spielgefährten. Seine Besitzerin sucht im Internet und wird fündig: Eine Züchterin in der Nähe von München bietet reinrassige Samojeden-Welpen an. Alles scheint perfekt, das Inserat seriös. «Und da München nicht weit ist, können wir uns Zucht und Tiere ansehen», denkt sich R.M.. Auch der Preis scheint in Ordnung: 1100 Euro.
R.M. chattet über Whatsapp mit der Züchterin. Vor dem Übergabetermin bietet die Züchterin an, ihr Cousin, der sowieso nach Konstanz fahre, bringe den Welpen an die Schweizer Grenze. Das sei doch bequemer.
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Bei der Übergabe ist alles anders
Auf dem Parkplatz an der Grenze drückt dann ein Mann aus Serbien der Tochter von R.M. einen flauschigen Fellknäuel in die Arme. Dazu einen bulgarischen Impfpass, in dem ein serbischer Züchter aufgeführt ist. Der Welpe ist gerade acht Wochen alt, nicht wie vereinbart fünf Monate. Es geht ihm nicht gut: «Er war verdreckt, hatte Hunger und Durst», erinnert sich R.M. im «Kassensturz». Die Familie ist angetan von dem Kleinen, kann nicht anders: Sie nimmt ihn mit in die Schweiz. Dass sie sich damit strafbar macht, realisiert R.M. nicht.
Zu Hause geht es dem neuen Familienzuwachs schlechter. «Summi» hat Durchfall und muss zur Tierärztin. Als diese den Impfausweis prüft, gibt es schlechte Nachrichten für R.M.: «Die Tierärztin meinte, er sei vermutlich aus Serbien, und von dort dürften keine Hunde importiert werden.» Das Zürcher Veterinäramt beschlagnahmt den Welpen und setzt ihn unter Quarantäne. Wegen Tollwutgefahr.
Harte Massnahmen wegen Tollwutgefahr
Tollwut ist nicht zu unterschätzen. Sie kann sich einfach verbreiten und für Mensch und Tier tödlich enden. Das Veterinäramt muss deshalb harte Massnahmen treffen. «Das Tier kommt zehnTage in Quarantäne», sagt Kantonstierärztin Regula Vogel. «Wenn es keine Tollwutsymptome entwickelt, können die Halter den Hund entweder ins Herkunftsland zurückschicken oder von ihrer Verantwortung zurücktreten. Dann müssen wir das Tier einschläfern.» Es sei denn, man findet sofort ein Tierheim im Ausland, welches den Welpen für eine dreimonatige Quarantäne aufnimmt.
«Summi» hat Glück: Ein Tierferienheim im italienischen Luino nimmt ihn für vier Monate auf. Zuerst musste er aber noch einige Tage ins Tierspital, wegen Parasiten. Kein Einzelfall, weiss Professor Iris Reichler vom Zürcher Tierspital: «Welpen aus dem Ausland haben oft Durchfall, erbrechen oder leiden unter Atemnot, geschwächt durch die miese Aufzucht und lange Transportwege.»
Die Behandlung kostet schnell ein paar Tausend Franken. Manchmal zuviel für die Käufer, die im Ausland ein Schnäppchen machen wollten. Das ist für Iris Reichler der schlimmste Fall: «Wenn der Besitzer die Behandlung aus finanziellen Gründen ablehnt, müssen wir das Tier von seinem Leiden erlösen.»
Immense Kosten, aber noch immer kein Hund
Auch Susy Utzinger vom Tierheim Pfötli im Zürcher Unterland kennt das Leid in osteuropäischen Hundezuchten: «Online verhökerte Welpen werden häufig unter grauenhaftesten Umständen regelrecht produziert. Viele sterben. Jene, die überleben, werden meist krank.» Die Tierschützerin gibt zu bedenken: «Schweizer Hundekäufer müssen sich bewusst sein, dass sie mit diesen Onlinebestellungen Teil eines skrupellosen Geschäftsmodells werden.»
Hätte R.M. das gewusst! Der kleine «Summi» hat sie bislang rund 6000 Franken gekostet. Doch für sie ist klar, sie übernimmt die Verantwortung: «Wir tun alles, damit der Hund gut aufgehoben ist und bald zu uns kommen kann.»