Datendiebstahl, Erpressungen, Spionage – die Liste der Gefahren, die im weltweiten Netz lauern, ist lang. Rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen von einem unscheinbaren Gebäude im Industriegebiet von Arlesheim bei Basel aus für mehr Sicherheit im Internet. Sie sind Teil eines neuen «Security Operations Center» des französischen Grosskonzerns Vinci Energies, das in diesen Tagen eröffnet wird.
Am Mittwoch erhielten Medienschaffende erstmals Einblick in den Ort, der ein wichtiger Stützpunkt im Cyberkrieg sein soll. «Wir versuchen, die Welt ein wenig sicherer zu machen», sagt Freddy Bürkli, Leiter Business Unit Security bei Axians, einer Tochterfirma von Vinci Energies.
Daran wird in Arlesheim gearbeitet
Neben den rund 30 Mitarbeitenden in der Arlesheimer Kommandozentrale sind über 300 weitere Computer-Spezialisten in Europa für Axians im Einsatz, darunter auch sogenannte «Ethical Hacker». Diese versuchen, in Datennetzwerke von Firmen einzudringen und machen auf Schwachstellen aufmerksam.
Zu den Kunden gehören insbesondere KMU. Potenzielle Angriffsziele für Verbrecher sind im Netz zahlreich vorhanden: Neben klassischen Computern oder Servern können dies auch Zutrittssysteme oder Steuerungsanlagen sein. Diese Anlagen werden im Auftrag der Kunden ständig überwacht. «Damit der Kunde weiss, ob in seinem Betrieb alles sicher ist oder nicht doch irgendwo Daten weggenommen werden, die er nicht in Auftrag gegeben hat», erklärt Bürkli.
Den rund 30 Spezialistinnen und Spezialisten in Arlesheim dürfte die Arbeit in den nächsten Jahren nicht ausgehen. Im Gegenteil. Vor allem für die sogenannte Industrie 4.0, die voll auf Digitalisierung setzt, sind Cyberangriffe ein immer grösser werdendes Problem.
«Die Bedeutung der Cybersicherheit wird zunehmen», ist Florian Schütz, Delegierter des Bundes für Cybersicherheit, denn auch überzeugt. Schütz kann sich vorstellen, dass die Eröffnung des «Security Operations Centers» in Arlesheim Sogwirkung haben könnte und sich weitere Firmen mit Fokus auf Internetsicherheit in der Schweiz ansiedeln könnten.
Stefano Camuso, CEO von Axians, sieht bei vielen Firmen Nachholbedarf beim Thema Cybersecurity. «Vor allem kleinere Firmen denken immer wieder, dass sie nicht interessant sind für Hacker», stellt Camuso fest. Die Kriminellen gingen heute aber bei weitem nicht nur auf grosse Firmen los, sondern schauten breit, in welche Datennetzwerke sie einbrechen können. Die betroffenen Firmen werden dann gehackt, die Daten verschlüsselt und schon stehe die Firma still. «Es kann jeden treffen und hat schon viele getroffen, bemerkt oder unbemerkt.»
Ein Krieg, der viel gutes Personal braucht
Hacker seien heutzutage kaum mehr in schmuddeligen Büros zu Hause, sondern es handle sich oft um mittelständische Unternehmen «mit Helpdesk und allem drum und dran. Die sind sehr professionell organisiert», sagt Camuso.
Geeignetes Personal für diesen Cyberkrieg zu finden, sei sehr schwierig. «Diese Leute werden von allen umgarnt. Unternehmen, Bund, Militär und unsereins.» Zudem gäbe es viel zu wenig Schulabgänger, die sich eignen. Man müsse in der ganzen Welt Personal rekrutieren. Der Cyberkrieg ist demnach nicht nur ein Kampf um Daten und die Hoheit über die eigenen Server, sondern auch ein Kampf um die besten Fachkräfte.