In Sachen Hochhäuser gab in Luzern bis anhin der Fussball den Ton an. Mit den zwei goldfarbenen Wohntürmen, mit denen vor über zehn Jahren der Bau des neuen FCL-Stadions mitfinanziert wurde. 88 und 77 Meter ragen sie in die Höhe.
Nun aber werden die Allmend-Hochhäuser übertroffen. Wenige hundert Meter von ihnen entfernt – in Kriens – entsteht der Pilatus-Tower. 113 Meter hoch wird er und nimmt damit dem benachbarten Gebäude den Titel des höchsten Hochhauses der Zentralschweiz ab. Schweizweit wird er auf Platz fünf der Hochhaus-Rangliste sein, just hinter dem neuen Roche-Gebäude, das in Basel gebaut wird.
Erstaunlich am Krienser Hochhaus ist aber nicht nur seine Höhe, sondern auch seine Entstehungsgeschichte. Mit dem Projekt stellt nun nämlich der Handball den eigentlich deutlich populäreren Fussball in den Schatten. Es dient nämlich zur Querfinanzierung einer neuen Saalsporthalle, der sogenannten Pilatusarena, in der künftig der HC Kriens-Luzern seine Spiele austragen wird.
Am Dienstag lancierten die Verantwortlichen den Bau mit dem Spatenstich. Ein wichtiger Moment, insbesondere auch für den Geschäftsführer des HC Kriens-Luzern, Nick Christen. Er habe schon 15 Jahre lang an diesem Projekt geplant, sagt er. «Das ist deshalb ein sehr schöner Tag für mich.» Die neue Saalsporthalle sei eine grosse Chance für alle Indoor-Sportarten. Er träumt etwa davon, dass in Luzern Tischtennis-Weltmeisterschaften stattfinden könnten.
In erster Linie geht es dem Chef des HC Kriens-Luzern aber natürlich um Handball. Eine solch grosse Halle dafür wirkt sehr ambitioniert, wenn man bedenkt, dass Handballspiele bislang meist ein paar wenige hundert Personen in die Hallen lockten.
Doch genau dies ist in Luzern seit dieser Saison anders. Der HC Kriens-Luzern spielt neuerdings praktisch immer vor ausverkauften Rängen – und wird für das Spitzenspiel gegen die Kadetten Schaffhausen am 10. Dezember sogar noch Sursee ausweichen: Weil dort 2300 Personen zuschauen können statt nur 950 wie in der Heimhalle, der Krauerhalle in Kriens.
Die Begeisterungswelle hat einen Namen: Andy Schmid
Zu verdanken ist dieser Popularitätsschub einem Mann: Dem Luzerner Spitzenhandballer Andy Schmid, der auf diese Saison hin von der Bundesliga in seine Heimat zurückgekehrt ist. Schmid ist der erfolgreichste Handballer, den die Schweiz je hatte – und bevor der 39-Jährige seine Karriere beendet, scheinen ihn alle Handballbegeisterten noch spielen sehen zu wollen.
Wegen des Ansturms wird der HC Kriens-Luzern gar mehrmals nach Sursee ausweichen, sagt Mediensprecher Daniel Frank: «Sursee wird unsere Spielstätte in den Playoffs sein. Und dann hoffen wir natürlich auch, international spielen zu können. Da sind noch acht weitere Spiele geplant.»
Wie aber will der HC Kriens-Luzern den aktuellen Hype in die Zukunft mitnehmen? Die neue Saalsporthalle wird nämlich frühestens Ende 2025 bereit sein. Dass Andy Schmid dann noch im Spitzensport mitmacht und dank ihm die 4000 Publikumsplätze gefüllt wären, ist eher unwahrscheinlich.
HCK-Geschäftsführer Nick Christen glaubt fest an eine erfolgreiche Ära nach Schmid: «Wir hoffen schon, dass wir den Boom weiterziehen können, auch wenn Andy Schmid einmal nicht mehr Handball spielt.» Wichtig sei dabei die Nachwuchsförderung. In der Hoffnung, dass sich aus den heutigen Jungen der eine oder andere herausschälen wird, der in Andy Schmids Fussstapfen treten kann.