Hate Crimes – auf Deutsch Hassverbrechen – richten sich gegen Ausländerinnen und Ausländer, gegen Homosexuelle oder Menschen mit non-binären Geschlechtsidentitäten – eben weil sie Ausländer oder homosexuell sind. Wie viele solcher Taten es in der Schweiz gibt, weiss man nicht. Denn sie werden in der Schweiz nicht flächendeckend erfasst. Seit diesem Jahr hat aber die Stadtpolizei von Zürich eine entsprechende Statistik – und der Kanton Freiburg führt eine solche bereits seit zwei Jahren.
Knapp 60 Fälle von Diskriminierungen pro Jahr hat die Freiburger Kantonspolizei in den ersten beiden Jahren in der Statistik erfasst. «Mehrheitlich sind es Rassendiskriminierungen und Diskriminierungen aufgrund der Geschlechtsidentität. Darunter sind Belästigungen, Beleidigungen, Drohungen und in wenigen Fällen auch Tätlichkeiten», wie Mediensprecher Bernard Vonlanthen sagt.
Das Problem sichtbar machen
Bei der Freiburger Polizei geht man davon aus, dass es sich bei den gemeldeten Fällen lediglich um die Spitze des Eisbergs handelt und die Dunkelziffer deutlich grösser sein könnte. Dennoch sei es wichtig, diese Zahlen zu haben, sagt Vonlanthen – nicht nur wegen der Statistik.
Einerseits wollen wir weitere Belästigungen und Diskriminierungen verhindern, so Vonlanthen. «Andererseits wollen wir aufgrund von Erhebungen die nötigen Ressourcen dort einsetzen, wo und wann sie gebraucht werden.»
Früher war das Thema häusliche Gewalt noch nicht auf dem Radar. Man musste das Bewusstsein in die Bevölkerung bringen und den Menschen klarmachen, dass sie Anzeige erstatten müssen, wenn sie betroffen sind. Genauso verhält es sich nun bei den Hate Crimes.
Ähnlich tönt es bei der Stadtpolizei Zürich, die Diskriminierungen seit diesem Jahr in einer eigenen Statistik erfasst. 65 Fälle hat sie bisher registriert, die meisten davon im Stadtzentrum und in den Nächten am Wochenende, wenn viele Menschen in der Stadt ausgehen.
Diese Zahl einzuordnen sei nach nur einem Jahr schwierig, sagt Polizeisprecherin Judith Hödl. Aber ohnehin gehe es nicht um eine Zahl, sondern darum, ein Problem sichtbar zu machen. «Früher war das Thema häusliche Gewalt noch nicht auf dem Radar. Man musste das Bewusstsein in die Bevölkerung bringen und den Menschen klarmachen, dass sie Anzeige erstatten müssen, wenn sie betroffen sind. Genauso verhält es sich nun bei den Hate Crimes.»
Der administrative Aufwand für das Erfassen einer solchen Statistik sei praktisch zu vernachlässigen, so Hödl weiter. Deshalb lohne es sich auf jeden Fall. Dieser Meinung ist auch Alexandre Korkia vom Freiburger Verein Sarigai, der sich für die Rechte von Menschen mit den unterschiedlichsten Geschlechtsidentitäten einsetzt.
Wichtiges Signal der Polizei
In der Statistik zeige sich noch lange nicht das ganze Ausmass der Diskriminierungen, die es gebe. Und manche Menschen würden sich nicht getrauen, Anzeige zu erstatten. «Man muss die Opfer oft immer noch ein bisschen anstossen, damit sie überhaupt zur Polizei gehen und das melden.» Aber genau deshalb sei es wichtig, dass es die Statistik gibt, sagt Korkia. Denn so sähen die Betroffenen, dass sie nicht alleine sind.
Und die Polizei sende mit solchen Statistiken auch ein Signal aus: «Die Polizei ist da für euch – und es gibt ein Gesetz, das euch vor Diskriminierungen schützt!» Vor rund zwei Jahren hat die Schweizer Stimmbevölkerung Ja gesagt zu einem Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung.
Die Abstimmung sei wichtig gewesen, sagt Roman Heggli vom Schwulendachverband Pink Cross: «Mit der Anti-Diskriminierungsstrafnorm sind wir als Schwule, Lesben und Bisexuelle das erste Mal vor Diskriminierung geschützt. Es war ein symbolisch wichtiges Zeichen, dass sich die Schweiz ganz klar gegen Diskriminierung ausgesprochen hat.»