SRF News: Warum wollten Sie ausgerechnet in der Hauptstadt Pristina ein Unternehmen aufbauen?
Valon Asani: Für mich war es naheliegend, nach Kosovo zu gehen und dort zu investieren. Zum einen wegen meinen Eltern, die ursprünglich aus Kosovo sind. Zum andern sind da die wirtschaftlichen Aspekte. Kosovo hat die jüngste Bevölkerung Europas, den Euro als Währung sowie Arbeitskräfte, die verhältnismässig günstig sind. Auch die Steuern sind sehr niedrig. Von daher hat man einen sehr guten Marktzugang vom Kosovo aus und kann mit IT-Outsourcing gute Geschäfte mit der Schweiz machen.
Geld schicken kam für mich nie in Frage. Ich denke, damit macht man die Leute eher nur faul. Ich habe auch Verwandte überzeugt, nicht mehr Geld zu schicken.
Was wollen Sie mit Ihrer Geschäftstätigkeit in Kosovo bewirken?
Ich schaffe Arbeitsplätze und unterstütze damit meine Landsleute.
Sie hätten stattdessen Geld schicken können.
Das kam für mich nie in Frage. Ich denke, damit macht man die Leute eher nur faul. Ich habe auch Verwandte überzeugt, nicht mehr Geld zu schicken. Stattdessen motiviere ich andere, in Kosovo selbst tätig zu werden und zu investieren, um nachhaltig Arbeitsplätze zu schaffen.
Die Gründung einer GmbH dauert zwei bis drei Arbeitstage und man bekommt kostenlose Unterstützung.
Wie unternehmerfreundlich ist Kosovo?
Kosovo ist mittlerweile sehr unternehmerfreundlich. Das war 2011, als ich angefangen habe, noch nicht so. Es war alles noch viel bürokratischer und komplizierter. Auch die Infrastruktur war noch nicht sehr gut. Mittlerweile haben wir keine Probleme mehr mit Wasser oder Strom. Generell funktioniert die Infrastruktur einwandfrei. Auch die Bürokratie ist kleiner geworden. Die Gründung einer GmbH dauert zwei bis drei Arbeitstage und man bekommt kostenlose Unterstützung.
Wenn man qualifizierte Mitarbeiter einstellen möchte, muss man noch sehr viel selbst investieren.
Was gibt es nach wie vor für Schwierigkeiten?
Wenn man qualifizierte Mitarbeiter einstellen möchte, muss man noch sehr viel selbst investieren, um sie auf den Standard zu bringen, der bei uns in der Schweiz als normal betrachtet wird.
Was haben Sie für eine Bindung zu Kosovo?
Früher gingen wir mit der Familie in den Sommerferien dahin. Bis ich geschäftlich aktiv wurde in Kosovo war es für mich mehr oder weniger eigentlich ein fremdes Land. Die Mehrheit meiner Verwandten lebt in der Schweiz, aber ich wusste, dass da noch einige Angehörige sind. Erst in den letzten fünf oder sechs Jahren habe ich eine starke Bindung zum Land aufgebaut, durch meine Mitarbeiter, Geschäftspartner, Freunde und Verwandte vor Ort.
Kann jeder Ausländer in Kosovo investieren oder ist es ein Vorteil, von dort zu kommen?
Es ist sicher ein Vorteil, wenn man die Sprache beherrscht. Aber viele Menschen sprechen Englisch und auch sehr viele Deutsch. Viele haben im deutschen Sprachraum gelebt und sind dann zurückgekehrt. Von daher kann man problemlos auf Englisch oder auf Deutsch kommunizieren und im Kosovo investieren, ohne dort einen Background zu haben.
Das Gespräch führte Aleksandra Hiltmann.