Über dem Militärübungsgelände am San Bernardino dreht einsam eine rotweisse Drohne ihre Kreise. Das Fluggerät sieht aus wie ein kleiner, rund zwei Meter langer Helikopter. Nach ein paar Minuten steuert sie den Platz vor einem weissen Lieferwagen an und landet. Zwei Techniker der Rega eilen herbei und wechseln den Akku. Die Drohne ist vollgepackt mit Hard- und Software. Insgesamt wiegt das Fluggerät 17 Kilogramm.
An diesem Testtag ist die Wolkenbasis tief, Nebel zieht heran. Eine Rettung von vermissten Personen durch einen Helikopter wäre unter diesen Umständen unmöglich. «Bei schlechten Wetterbedingungen kann ein Helikopter zur Aufklärung nicht mehr fliegen, das Risiko ist zu gross. Mit der Drohne sehen wir trotzdem eine Möglichkeit, etwas zu unternehmen», erklärt Sascha Hardegger, Programmleiter Technologie und Innovation der Rega. Genau für solche Wetterverhältnisse hat die Rega die Rettungsdrohne entwickelt.
Um in Zukunft vermisste Personen zu finden, ist das Fluggerät mit Kameras, Sensoren für die Handyortung und einem Antikollisions-Warnsystem ausgerüstet. Kernstück ist jedoch ein Algorithmus, der autonom Personen erkennen kann. Diesen hat die ETH Zürich eigens für die Rega entwickelt.
Science-Fiction wird real
Die ETH hat den Algorithmus so gestaltet, dass er Personen in unterschiedlichen Positionen und aus verschieden Perspektiven erkennen kann. Zudem soll er anhand von unzähligen Bilddaten lernen, Personen immer besser zu erfassen.
Mit einer konventionellen Kamera sowie einer Wärmebildkamera sucht die Drohne das Gelände ab. Gesteuert wird sie von der mobilen Leitstelle. Diese markiert per Computer einen Suchbereich – ähnlich, wie wenn auf Google-Maps Wegmarkierungen gesetzt werden.
Der Mini-Helikopter wird daraufhin von einem Operateur manuell gestartet und fliegt den Suchbereich autonom ab. Sobald die Drohne eine Person entdeckt, sendet sie ein Signal an die Leitstelle. Dort wertet der Operator die Bilddaten aus und entscheidet bei einem sogenannten «Treffer», einen Rettungstrupp loszuschicken. Die Drohne kann vermisste Personen bis auf 40 Meter genau lokalisieren. Für eine Bergung ist diese Distanz bereits sehr präzise.
Projektleiter: «Die Drohne ist eine Ergänzung»
Der Projektverantwortliche Sascha Hardegger betont, dass die Drohne eine Ergänzung sei: «Wir werden mit der Drohne keine andere Mittel ersetzen.» Die Sensoren der Drohne werden bei schlechten Bedingungen benötigt, wenn andere Mittel nicht funktionieren. «Bei schlechten Wetterbedingungen unterstützt die Drohne Helikopter oder Suchhunde», unterstreicht Sascha Hardegger.
Auf dem Gelände am San Bernardino testen die zwei Operateure den ganzen Tag die Suchsysteme der Drohne. Noch müssen sie regelmässig die Akkus wechseln. Aber schon bald soll eine Drohne mit einem Verbrennungsmotor zur Verfügung stehen. Dies soll dann über zwei Stunden am Stück fliegen können.
Noch läuft die Testphase – technisch wäre der erste Einsatz im Ernstfall laut der Rega bereits nächstes Jahr möglich.