Wer regelmässig auf der Nord-Süd-Achse zwischen Basel und dem Mittelland unterwegs ist, kennt die Holzburg. Sie thront auf einem Grashügel zwischen Sissach und Diegten, direkt hinter dem Lärmschutz an der Autobahn A2. Aufgestellt wurde sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion – zum 700-Jahr Jubiläum des Dorfes vor zwei Jahren.
Doch nun zum Streitpunkt: Der Kanton Basel-Landschaft will, dass die Burg abgerissen wird. Sie steht auf einer archäologischen Schutzzone. Der historische Hügel wurde künstlich aufgeschüttet, und zwar vor rund 1000 Jahren. Auf ihm stand wohl eine der ersten Burgen der Region und darum habe der Hügel einen hohen archäologischen Wert, sagt Reto Marti, der Kantonsarchäologe.
Wir sind hier beim Urknall der mittelalterlichen Burgenlandschaft im Baselbiet
Der Hügel ist aber nicht nur historisch wertvoll, sondern auch sagenumwoben: Attila, der grosse Hunnenkönig, sei dort in einem goldenen Sarg begraben, heisst es. Solche Sagen werden wohl nur wenige glauben, aber man sei sich in Zunzgen bewusst, dass der Hügel etwas Besonderes sei, sagt der Gemeindepräsident Hans-Ruedi Wüthrich.
Für die Holzburg, die Zunzgerinnen und Zunzger für das Jubiläum gebaut haben, hat der Gemeinderat eine provisorische Baubewilligung erteilt. Diese hatte klare Auflagen: keine Löcher in den Hügel graben und auch keine Erde abtransportieren. Die Burgenbauer haben darum mit Schraubankern gearbeitet, die man wie einen Zapfenzieher in die Erde dreht und so die Holzburg befestigt.
Den Kanton hat die Gemeinde im 2023 nicht involviert. «Jetzt im Nachhinein muss man sagen: Es ist archäologische Schutzzone, man hätte vielleicht den Kanton fragen müssen», meint Wüthrich. Aber grundsätzlich lege es in der Entscheidungshoheit der Gemeinde, über provisorische Bauten selber zu entscheiden.
Sie passt hierhin. Wir haben ja auch eine Burg auf dem Gemeindewappen.
Wie eng die Gemeinde sich ihrem Hügel, und auch der Holzburg verbunden fühlt, das zeigt sich auch die Website der Gemeinde. Der Hügel wird «Büchel» genannt und Zunzgen nennt sich auf seiner Webseite das «Bücheldorf».
Und auch auf der Strasse in Zunzgen wird die Holzburg positiv bewertet. «Sie passt hier hin», findet die Zunzgerin Ester Bürgin. «Wir haben ja schliesslich auch eine Burg auf dem Gemeindewappen». Und vom Abbau will die Dorfbevölkerung nichts wissen: «Die Burg stört ja niemanden, ich verstehe nicht, wieso man diese jetzt abreissen will», sagt eine andere Bewohnerin.
Der Kanton zeigt sich wenig erfreut über die Holzburg. «Wir sind hier beim Urknall der mittelalterlichen Burgenlandschaft im Baselbiet», sagt der Kantonsarchäologe. Es gäbe auch nur noch einen weiteren solche Hügel in der Region, das mache den Hügel sehr wertvoll, sagt Marti. Die mittelalterlichen Burgen bestanden auch aus Holz. Und wenn dem Boden heute nicht Sorge getragen wird, könnten die sensiblen Überreste zerstört werden.
Wie es mit der Burg weitergeht, ist noch nicht abschliessend geklärt. Der Gemeinderat hat sich diese Woche dafür ausgesprochen, die Holzburg stehenzulassen. Geplant war, dass die Burg auf Ende März wegmuss. Als Nächstes werde das Gespräch mit dem Kanton gesucht, so der Gemeinderat. Ob dieser sich vom Burgen-Enthusiasmus der Zunzgerinnen und Zunzger anstecken lässt, bleibt aber fraglich.