Am 20. Dezember wird das AKW Mühleberg abgestellt. Doch die eigentliche Arbeit, die Stilllegung, beginnt dann erst. Seit Monaten ist Stefan Klute damit beschäftigt, diese vorzubereiten. Klute ist das Gesicht der Stilllegung. Er leitet die Projektgruppe, die sich seit Monaten mit der Stilllegung beschäftigt.
Alles bereit für die Abschaltung
In den letzten Stunden vor der Abschaltung kontrolliert er Material, das zuvor angekommen ist. Gestelle, auf denen sperriges Material zwischengelagert werden kann.
Jetzt kommen noch die letzten Teile an, damit wir dann im Januar starten können.
«Jetzt kommen noch die letzten Teile an, damit wir dann im Januar starten können. Aber das meiste ist parat, wenn wir jetzt noch viel machen müssten, hätten wir die letzten drei Jahre etwas falsch gemacht», erklärt Klute.
Für die Abschaltung am Freitagmittag sei alles parat. Der Rückbau beginnt am 6. Januar. Die Vorbereitungen dafür haben schon seit Monaten begonnen und sie sind sichtbar auf dem Areal des AKW Mühleberg.
Fläche betonieren
Hinter dem Maschinenhaus entsteht beispielsweise eine neue Fläche, die mit einer dicken Asphaltschicht überzogen wird. Hier soll Material zwischengelagert werden können, erklärt Bauleiter Iven Elsasser. «Wir wollen hier mit grossen Staplern fahren und Container zweischichtig stapeln können.»
Bevor das Material auf diesem Zwischenlager landet, muss es im Werk gesäubert werden. Die radioaktive Oberfläche wird mit Sandstrahlern gereinigt. Sobald es nicht mehr radioaktiv ist, kann es nach draussen transportiert werden. «Das werden Rohre sein, Stahlträger, Dämmmaterialien. Alles, was verbaut wurde, wird auch wieder zurückgebaut», erklärt Elsasser. Bevor das Material von Lastwagen abtransportiert und in Recycling-Anlagen befördert wird, kann es hier zwischengelagert werden.
Damit das Material mit Sandstrahlern gereinigt werden kann, braucht es Druckluft. Ein Team baut deshalb ein neues Druckluft-System. Dieses entsteht neben dem Maschinenhaus. Alles, was sich im Moment im Maschinenhaus befindet, auch die Turbinen, müssen im Innern von der Radioaktivität befreit und dann auseinander gebaut werden.
Neue Stromversorgung
Diese Arbeiten werden von Maschinen verrichtet, die Strom brauchen. Das AKW produziert ab dem 20. Dezember keinen Strom mehr. Deshalb hat Elektro-Ingenieur André Lieberwirth eine neue Stromversorgung installiert. «Das Kraftwerk verwandelt sich in eine kleine Fabrik, die Maschinen brauchen zusätzlich Strom», erklärt Lieberwirth. Der Strom kommt aus dem benachbarten Wasserkraftwerk der BKW.
Es können immer unvorhergesehene Dinge passieren, wir hoffen aber, dass es so wenig Überraschungen wie möglich gibt.
Die geltenden Sicherheitsvorschriften werden auch während der Stilllegung beibehalten. Es werden sogar noch zusätzliche nötig. Das Abklingbecken mit den Brennstäben und die Reaktorgrube müssen mit einem zusätzlichen Trennelement voneinander getrennt werden. Der Grund: während der Stilllegung sind beide mit Wasser gefüllt. «Das ist ein neuer Zustand», erklärt Ingenieur Bernd Zech. «Sollte ein sehr schweres Erdbeben auftreten und ein Wasserschwall entstehen, könnte dieser die bestehenden Sicherheitseinrichtungen eventuell überfordern.»
Deshalb hat Bernd Zech einen Prototyp entwickelt, mit dem er jetzt verschiedene Tests durchführt. Das Original wird 7 Meter lang und besteht aus rostfreiem Edelstahl. Es wird einen Druck von 60 Tonnen aushalten.
«Überraschungen gibt es immer»
Stilllegung und Rückbau sind ein grosses Projekt. Alle Fäden laufen bei Projektleiter Stefan Klute zusammen. Er hat den Überblick, betont aber: «Es ist ein grosses Projekt, es können immer unvorhergesehene Dinge passieren, wir hoffen aber, dass es so wenig Überraschungen wie möglich gibt.» Und er inspiziert, wie die vielen Kisten in einer Lagerhalle gestapelt werden, die die BKW extra für den Rückbau gebaut hat.