Die Schweiz steckt mitten in einer Hitzewelle – und die Flüsse führen schon jetzt wenig Wasser. Entsprechend werden die Flüsse und Seen immer wärmer. Das stresst die Fische. Was das genau bedeutet, weiss Gregor Thomas vom Bundesamt für Umwelt (Bafu).
SRF News: Was bedeuten hohe Temperaturen und Stress für die Fische?
Gregor Thomas: Je wärmer das Wasser, desto weniger Sauerstoff ist darin gelöst. Deshalb sind viele Fische – am stärksten lachsartige wie Forellen und Äsche – auf kaltes Wasser angewiesen.
Je wärmer das Wasser, desto weniger Sauerstoff ist darin gelöst.
Von welchen Temperaturen sprechen wir da?
Für die kälteliebenden Fischarten sind sicher Wassertemperaturen über 20 Grad problematisch. Kurzzeitig können diese Fische dies zwar tolerieren, über längere Zeit aber sind solche Temperaturen schädlich für sie.
Was kann man für die Fische tun, wenn die Temperaturen in solche Höhen klettern?
Kurzfristig können die Kantone Wasserentnahmen etwa aus kleinen Flüssen verbieten, damit dort mehr Wasser verbleibt und sich dieses etwas weniger stark erwärmt.
Man kann mit Baggern tiefere Bereiche schaffen.
Ausserdem können mit Baggern tiefere Bereiche geschaffen werden, etwa bei kälteren Zuflüssen. Dort bleibt das kältere Wasser dann länger stehen und die Fische können diese Kaltwasserwannen aufsuchen. In einer akuten Situation kann auch eine Beschattungsmassnahme sinnvoll sein.
Wie sinnvoll ist das Abfischen und Verlegen von Fischen aus zu warmen Gewässern?
Das muss von den Fisch-Sachverständigen lokal entschieden werden. Das Abfischen ist für die Fische ein zusätzlicher Stress, ausserdem ist es nicht immer einfach, kältere Gewässer für die Tiere zu finden.
Welche Massnahmen sind langfristig nötig?
Die Gewässer sollten renaturiert und revitalisiert werden, dann gäbe es auch wieder Ufervegetation, welche die Erwärmung durch Beschattung etwas dämpft. Ein Problem sind auch Querbauwerke in Flüssen wie Wehre, welche die Fische an den Wanderungen hindern – etwa, wenn das Wasser im unteren Flussabschnitt immer wärmer wird.
Kälte liebende Fischarten geraten immer stärker unter Druck.
Leiden auch andere Wasserlebewesen ausser Fische unter den hohen Wassertemperaturen?
Vor allem bei den Gewässerinsekten gibt es Arten, die auf tiefere Temperaturen spezialisiert sind. Auch sie bekommen jetzt Probleme. Allerdings erholen sich solche Insektenpopulationen viel schneller von einer Hitzephase als Fischpopulationen.
Der Klimawandel ist Tatsache, die Erwärmung schreitet Jahr für Jahr voran. Was heisst das für die Schweizer Gewässer?
Kälte liebende Fischarten geraten immer stärker unter Druck. Es wird sich zeigen, ob sie ganz aus den Schweizer Gewässern verschwinden werden, oder ob sie vielleicht in kältere Gewässerabschnitte umsiedeln und dort überleben können.
Das Gespräch führte Tobias Bühlmann.