Das Wichtigste in Kürze
- Vier Unfälle mit Schweizer Hochseeschiffen untersucht die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST zurzeit.
- In drei Fällen waren Schiffe jener Reederei involviert, die Schiffe verkaufen muss, weil sie nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können.
- Daraus ergibt sich auch ein Verlust von 215 Millionen Franken für den Bund, der für die Schweizer Hochseeflotte bürgt. Den Nachtragskredit hat das Parlament bereits genehmigt.
Der schwerste Fall ereignete sich im vergangenen Jahr in Portugal mit der SCL Basilea. Zwei Seeleute wurden dabei schwer verletzt, wie SUST-Leiter Daniel Knecht sagt. Gemäss Knecht geschah es, als das Schiff beim Auslaufen aus dem Hafen von Porto in schwere See geriet. Die Reederei, die Enzian Ship Management, schreibt auf Anfrage von Radio SRF, Kapitän und Mannschaft hätten sich ordnungsgemäss verhalten.
Brand im Maschinenraum
Ein weiteres ihrer vom Bund verbürgten Schiffe, die MV Sabina, war in den letzten zwei Jahren gleich in zwei Unfälle verwickelt: So explodierte nach Angaben der SUST letztes Jahr die Hauptmaschine des Schiffs, im Motorraum brannte es. Die MV Sabina wurde manövrierunfähig und lief in Polen kurzzeitig auf Grund. Auch vor zwei Jahren berührte es bereits einmal Grund – vor der Küste der dänischen Insel Bornholm.
Bei Vorfall vor Bornholm habe es sich um einen Notstopp durch grobe Fahrlässigkeit gehandelt, schreibt die Reederei; die verantwortlichen Offiziere hätten dabei die Brücke «unzulässig verlassen». Bei der Explosion hingegen sei menschliches Versagen auszuschliessen, was auch die Versicherung so akzeptiert habe.
Merkwürdige Häufung nach ruhigen Jahren
In den acht Jahren vor diesen Fällen war nach Auskunft des Aussendepartements keine einzige Unfalluntersuchung bei Hochseeschiffen eröffnet worden – nun gab es innert zwei Jahren drei Unfälle bei jener Firmengruppe, für die der Bund derzeit mit über 200 Millionen Franken einsteht.
Die betroffene Reederei betont, sie habe die Behörden pflichtgemäss und unverzüglich von den Unglücken in Kenntnis gesetzt und kooperiere bei den Untersuchungen vollumfänglich.
Wir werden die drei Fälle vergleichen, um allfällige Zusammenhänge mit der Situation der Reederei abzuklären.
Zu den genauen Unfallursachen lasse sich noch nichts sagen, erklärt Knecht. Die drei Fälle würden aber mit Sicherheit verglichen, um allfällige Gemeinsamkeiten oder Zusammenhänge mit der Situation der Reederei abzuklären. Dies sei allgemein üblich bei einer Sicherheitsuntersuchung.
Für Schlussfolgerungen ist es laut Knecht noch zu früh. Die Schlussberichte der SUST zu den drei Schiffsunfällen sollen im kommenden Frühling veröffentlicht werden.