Klar ist, SARS-CoV-2 richtet grossen Schaden an im menschlichen System. Welche Zellen aber wie angegriffen werden von den Viren, über das weiss man bisher nicht viel. In der Stadt Bern versucht ein Forschungsteam, mehr über die Langzeitfolgen für den Herz-Kreislauf herauszufinden. Dafür braucht es ein Biosicherheitslabor der Stufe 3, in dem für Experimente Coronaviren vermehrt werden.
Das Labor liegt in der Stadt, im Sitem-Insel, dem neu gegründeten Zentrum für Translationale Medizin. Auf den ersten Blick sieht es hier nicht anders aus als in anderen Labors auch: Es gibt Mikroskope, Reagenzgläser, Petrischalen und Laptops, um die Bilder zu projizieren.
Doch der Weg ins Labor unterscheidet sich gewaltig. So leuchtet über jeder Tür ein grünes Licht – wechselt es auf Rot, gilt es, das Labor schnellstmöglich zu verlassen.
«Das Labor besteht aus verschiedenen Sicherheits-Schichten, wie bei einer Zwiebel», erklärt Kathrin Summermatter, Leiterin des Biosicherheitszentrums der Universität Bern. «Auch wenn eine Zwiebelschale durchbrochen wird, gibt es immer noch mehrere Schichten, die verhindern, dass das Virus in die Umwelt gelangt.»
Eine weitere solche Schicht sind die Schutzanzüge, die in den Räumen getragen werden müssen. Mit Hauben, die die Luft filtern. Das verlangsamt das Arbeiten – bis zu 30 Prozent mehr Zeit müsse man einrechnen in einem Labor der Sicherheitsstufe 3, sagt Kathrin Summermatter.
Das Forschungsprojekt
Zwei Jahre lang forscht nun ein Berner Team an und mit Coronaviren. Dafür werden sie vom Nationalfonds mit zwei Millionen Franken unterstützt.
Ihr Ziel: Herausfinden, was genau die Auswirkungen einer Covid-Erkrankung auf die Gefässe und das Herz-Kreislaufsystem sind. Und wie man negative Folgen therapieren kann. Dafür vermehrt die Forschergruppe seit dieser Woche die Viren und testet sie dann an Zellen, und später auch an lebenden Tieren – dies ausserhalb des Biosicherheitslabors.
«Wir vermengen die gesunden menschlichen und tierischen Zellen mit dem Coronavirus», erklärt Yvonne Döring, eine der Leiterinnen des Forschungsprojekts. Es gelte zu beobachten, ob sich die Zellen infizieren lassen und was dann mit ihnen passiere.
Unser Projekt ist sicher ein ambitioniertes.
Nach den ersten Untersuchungen mit Zellen würden später auch Tierversuche stattfinden: mit Mäusen und Zebrafischen. Diese müssen – aufgrund der Bewilligung – in einem anderen Labor stattfinden.
Der Traum: Eine Therapie
Im Zusammenhang mit Covid-19 gäbe es viele bereits auf dem Markt erhältliche Medikamente, bei denen nun getestet wird, ob sie sich allenfalls für Coronainfizierte eignen. Laut Yvonne Döring gibt es da noch Nachholbedarf, was die Medikamente für Auswirkungen haben – zum Beispiel auf ungeborene Kinder. Das versuche man mit Tests an Zebrafischen herauszufinden. «Gerade bei schwangeren Frauen weiss man noch nicht, welche Medikamente sie einnehmen dürfen.»
Normalerweise dauere die Entwicklung eines Medikaments etwa zehn Jahre, erklärt Yvonne Döring. Schnell dürfe man also keine Resultate erwarten.
Das Team hat aber nur zwei Jahre Zeit – bis Ende Oktober 2022. Nur so lange erhält die Forscherinnengruppe Geld aus dem Nationalfonds. Man versuche nun vor allem «gute Vorarbeit» zu leisten, um dann damit wieder auf Geldsuche gehen zu können. «Es ist ein kompetitives Umfeld. Aber das sind wir uns in der Wissenschaft gewohnt.»