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Politiker sorgen sich um Sicherheit in Hochsicherheitslaboren
Aus HeuteMorgen vom 18.07.2023. Bild: Keystone/Salvatore Di Nolfi (Archiv)
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Hochsicherheitslabore Tödliche Viren – lückenhafte Kontrollen

Sie forschen an gefährlichen Viren und Bakterien – die Labore mit höchster Sicherheitsstufe in der Schweiz. Nun setzt die Politik Druck auf, damit die Sicherheit dort systematisch kontrolliert wird.

Der Solothurner Nationalrat Felix Wettstein von den Grünen macht sich Sorgen um die Bevölkerung. Weil die Sicherheit in den Hochrisikoanlagen der Schweiz zu wenig oft und zu wenig kompetent kontrolliert werde.

Die Labore würden zum Teil nur in sehr grossen zeitlichen Abständen überprüft. Darin sieht Wettstein ein potenzielles Risiko für den schlimmsten Fall: dass ein Virus unerwünscht entweichen könnte.  

Grosse Kontrollabstände

In der Schweiz gibt es 41 Standorte für Hochsicherheitslaboratorien. Das sind Labore der höchsten Sicherheitsstufen 3 und 4. Die Anlagen würden in den Kantonen sehr unterschiedlich kontrolliert, die Kontrollintervalle betrügen zum Teil zwischen 5.7 und 16.5 Jahren, so Nationalrat Wettstein.

Er hat diese Zahlen aus einem bisher unveröffentlichten Bericht des Departements des Innern EDI errechnet. Angesichts so grosser Abstände zweifelt Felix Wettstein an der nötigen Fachkompetenz der Kontrolleure. Wenn nur alle fünf oder zehn Jahre kontrolliert werde, könne kaum die nötige Expertise und Routine aufgebaut werden.

Von den Laboren geht ein erhebliches Gefährdungspotenzial aus.
Autor: Thomas de Courten SVP-Nationalrat BL

Auch die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Nationalrats sieht in einem Vorstoss Gründe zum Handeln. Von den Hochsicherheitslaboren gehe ein erhebliches Gefährdungspotenzial aus, erklärt der Baselbieter SVP-Gesundheitspolitiker Thomas de Courten.

Akute Mängel habe man jedoch nicht festgestellt. Als Präsident einer GPK-Subkommission hat de Courten mitgeholfen, den Vorstoss der GPK zu erarbeiten. Darin stellt die GPK fest, dass die Kantone die Kontrolle der biologischen Hochsicherheitslabore sehr unterschiedlich ausüben würden, etwa betreffend Kadenz der Inspektionen oder eingesetztem Personal. 

Verbindliche Vorschriften

Die Aufsicht und Kontrolle über biologische Hochsicherheitslabore müsse dringend gestärkt werden, heisst es im Vorstoss der GPK. Für die Kontrolltätigkeit gebe es keine verbindlichen Vorschriften, die für alle gelten würden, betont auch Nationalrat Wettstein.  

Innendepartement: «Standards in der Schweiz sehr hoch»

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Das Innendepartement EDI schreibt auf Anfrage, der Bundesrat werde zum GPK-Vorstoss Stellung nehmen. In seinem Bericht mache das EDI verschiedene Vorschläge zur Stärkung des Kontrollvollzugs. Die Sicherheit der Labore habe höchste Priorität. Im internationalen Vergleich seien die Standards in der Schweiz sehr hoch, die Auflagen sehr streng. 

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) plant zurzeit keine weitere Kontrolle im Hochsicherheitslabor in Mittelhäusern bei Bern. Sie sieht jedoch Handlungsbedarf auf Gesetzesstufe. In der Schweiz fehlten griffige Richtlinien für eine unabhängige Zertifizierung und für die Aufsichtsbehörden.

Damit stützt die EFK einige der Vorschläge von Nationalrat Felix Wettstein und der GPK des Nationalrats.

Für die Sicherheit der Labore zuständig sind in erster Linie die Labore selber, mit den Kantonen als Kontrollbehörden. Laut Felix Wettstein verfassen die Labore jeweils einen Kurzbericht und legen ihn den Kantonen vor. Dass sich die Labore quasi selber prüfen, findet er problematisch.  

Eine Person arbeitet in Schutzanzug in einem Hochsicherheitslabor.
Legende: Die Kantone übten die Kontrolle der Hochsicherheitslabore sehr unterschiedlich aus, so das Fazit der GPK des Nationalrats. Keystone/Salvatore Di Nolfi

Die GPK findet, es sei dringend, dass die Kontrolltätigkeit der Kantone vereinheitlicht und verstärkt wird. Und die zuständigen Bundesämter müssten die Kantone intensiver beaufsichtigen, wenn nötig mit einer Anpassung der Gesetze. Grüne-Nationalrat Felix Wettstein kann sich auch eine Zertifizierung vorstellen.

Der Fall Mittelhäusern gab den Anstoss

Box aufklappen Box zuklappen

Es waren die Bau- und Sanierungsarbeiten im Hochsicherheitslabor in Mittelhäusern, die den Fall ins Rollen brachten. Das Institut für Virologie und Immunologie (IVI) wurde in der Pandemie weltweit bekannt für seine Forschung am Coronavirus.

Aufgrund dieser Sanierungsarbeiten äusserte die EFK Sicherheitsbedenken. Auch fehlende Unterlagen für die Laborkontrollen des Kantons Bern waren ein Thema.

Ein externer Bericht gab später Entwarnung; das Labor in Mittelhäusern sei sicher. Die externen Prüfer bestätigten hingegen lückenhafte Kontrollen und Dokumentationen des Kantons. Das Hochsicherheitslabor in Mittelhäusern hat die Bedenken ernst genommen; seit 2021 kann es die Inspektionen durch den Kanton lückenlos belegen.

Die Berichte rund um die Sicherheit der Hochrisikoanlagen veranlassten die Politik zum Handeln. Der Bundesrat wird sich mit den politischen Vorstössen zu den Laboratorien befassen.

SRF 4 News, 18.07.2023, 06:00 Uhr

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