Mit der App Alertswiss informieren Bund und Kantone die Bevölkerung über aufziehende Unwetter wie etwa in den letzten Tagen an der Emme. Ebenso alarmieren sie damit auch in allfälligen Notlagen – zum Beispiel bei Terroranschlägen oder atomaren Ereignissen. Neben Sirenen, Radiomeldungen und Benachrichtigungen im Internet dient dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) als verantwortliche Behörde die App als wichtiges Warnsystem.
Entwickelt und betrieben wird die Alertswiss extern; von einer Zürcher Firma, die 2016 den Grundauftrag mit einem Volumen von 1.5 Millionen Franken zugesprochen erhalten hatte. Mit Unterverträgen mit der Swisscom sowie einem Frankfurter Unternehmen garantiert die Auftragnehmerin den Betrieb der App. Nun hat die interne Revision des Verteidigungsdepartements, zu dem das Babs gehört, in einer Prüfung die Informatiksicherheit von Alertswiss evaluiert.
«Gewisses Risiko»
In ihrem kürzlich veröffentlichten Bericht gehen die Revisoren unter anderem auf den Beizug einer deutschen Firma ein. Das Frankfurter Unternehmen ermöglicht mit seinen technischen Lösungen die schnelle Verbreitung von Meldungen. Dies muss bei der Alertswiss auch bei äusserst hohen Spitzen von Warnungen gewährleistet sein.
Hierin genau sehen die Prüfer jedoch ein Problem: «In einer Krisensituation können sich die Bedürfnisse und Interessen im Ausland rasch verändern. Falls in einer ausserordentlichen Lage die von der Alertswiss-App benötigten Systeme im Ausland unterbrochen würden, könnte dies dazu führen, dass auf den Smartphones vorübergehend keine Meldungen mehr empfangen werden könnten», schreiben sie im Bericht. «Da in einer ausserordentlichen Lage auf einen ausländischen Vertragspartner nur eingeschränkt Einfluss genommen werden kann, birgt dies ein gewisses Risiko», halten die Prüfer fest.
Ihr Fazit: Mit einem inländischen Dienstleister für die Verbreitung der Meldungen «könnte das Verfügbarkeitsrisiko teilweise minimiert werden». Deshalb empfehlen die Revisoren dem Babs, diese Möglichkeit zu prüfen.
Finanziell nicht realisierbar
Babs-Kommunikationschefin Sandra Walker weist die vorgeschlagene Option zurück: Es gebe hier derzeit keine Anbieter dieser Dienstleistung, die den Anforderungen genügten. «Eine solche Lösung in der Schweiz zu bauen, welche die gleichen Leistungen, aber auch die gleiche Sicherheit bietet, ist aus finanziellen Gründen kaum möglich.» Walker betont zudem, dass eine App «per Definition keine krisenresistente Lösung ist und auf internationalen Diensten wie Google und Apple basiert», also selbst mit einem Schweizer Dienstleister für die schnelle Verbreitung von Meldungen auf ausländische Unternehmen angewiesen sei.
Unwetter-Warnungen sind in der öffentlichen Wahrnehmung spätestens seit der Flutkatastrophe vor einem Jahr in Deutschland zu einem viel diskutierten Thema geworden. Damals versagten die behördlichen Systeme, und die Alarmierungen funktionierten schlecht oder zu spät. Gegen 200 Menschen kamen in den Fluten ums Leben.