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Hochwasser-Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee
Aus Schweiz aktuell vom 22.10.2024.
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Hochwasserschutz für Zürich Bohrung des Sihl-Entlastungsstollens geht in die finale Phase

Ein Entlastungsstollen soll ab 2026 die Stadt Zürich vor Hochwasser schützen. Die Bauarbeiten sind weit fortgeschritten.

«Wir sind im Zeitplan. Der Durchstich in Thalwil wird noch dieses Jahr erfolgen.» Für den Kanton Zürich sind das gute Nachrichten, die Gesamtprojektleiter Adrian Stucki an einer Baustellenbesichtigung mitteilen konnte.

Die Bohrungen für den Entlastungsstollen zwischen Langnau am Albis und Thalwil gehen damit in die entscheidende Phase.

Ein Stollen für den Schutz von Zürich

Für den Kanton Zürich handelt es sich um ein Prestigeprojekt. Es geht um nicht weniger als den Schutz der Zürcher Innenstadt vor einem Extremhochwasser. Um den Schutz vor einer Katastrophe, wie sie vor knapp 20 Jahren in Zürich beinahe passiert wäre.

Heftige Niederschläge hatten 2005 vor allem im Kanton Bern zu massiven Schäden geführt. Wäre das Unwetterzentrum über dem Einzugsgebiet der Sihl gelegen, hätte der Fluss weite Teile der Stadt Zürich überflutet – vor allem Innenstadt und Hauptbahnhof.

Jahrhundert-Hochwasser in Zürich

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Legende: Der Hauptbahnhof Zürich stand im Jahr 1910 unter Wasser. zvg/Awel
  • In den Jahren 1846 und 1874 kam es zu starken Überflutungen. Das Wachstum der Stadt war dadurch aber nicht zu stoppen. Sie dehnte sich im Lauf ihrer Entwicklung immer weiter auf das für Hochwasser gefährdete Gebiet aus.
  • 1910 richtete ein Hochwasser in der stark gewachsenen Stadt grosse Schäden an. Weite Teile von Zürich, Gebiete bis nach Schlieren, standen unter Wasser.
  • Heftige Niederschläge führten 2005 auch in Zürich zu Hochwasser. Nur mit viel Glück lagen die Schäden damals nicht in Milliardenhöhe, sondern bei glimpflichen 15 Millionen Franken.

So kam Zürich damals mit einem blauen Auge davon. Die Sihl stieg zwar bedrohlich an und sorgte für Schäden von rund 15 Millionen Franken. Experten gehen aber davon aus, dass ein Hochwasser in Zürich bis zu 6.5 Milliarden Franken Schaden anrichten könnte.

Luftaufnahme von Flussverlauf und Gebäuden in einer Stadt.
Legende: Nur knapp entging die Stadt Zürich im Jahr 2005 einer Hochwasser-Katastrophe. ZVG/Baudirektion Kanton Zürich

Dieses enorme Schadenpotenzial hat den Kanton Zürich aber veranlasst, mehr in den Hochwasserschutz zu investieren. So wurde die Sohle der Sihl bereits 2007 abgesenkt, um die Durchflussmenge unter dem Hauptbahnhof hindurch zu erhöhen.

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Aus dem Archiv: Super-Stollen soll Zürich vor Hochwasser schützen
Aus Schweiz aktuell vom 19.03.2019.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 50 Sekunden.

Eine weitere Massnahme stellt nun der Entlastungsstollen dar, der bei Extremwetter das Wasser aus der Sihl durch einen Tunnel direkt in den Zürichsee leitet.

Eine Art Zug bohrt sich durch mächtigen Fels

Der Bau dieses Entlastungsstollens ist aktuell in vollem Gang. Eine mächtige Tunnelbohrmaschine gräbt sich durch den Zimmerbergfelsen. 45 Schneideringe sind an ihrem Kopf befestigt. Die 160 Meter lange Bohrmaschine drückt mittels Hydraulik mit 4500 Tonnen gegen das Gestein.

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Aus dem Archiv: Bohrkopf für Sihl-Hochwasserstollen
Aus Schweiz aktuell vom 12.03.2024.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 55 Sekunden.

Die ausgefräste Röhre wird weiter hinten im Bohrzug verkleidet, mit vorgefertigten Betonelementen entsteht so die Tunnelwand. Der Stollen wächst jeden Tag um rund 30 Meter. Das herausgebrochene Gestein wird mit Güterwagen abtransportiert und auf einer Deponie entsorgt.

Maschine bohrte schon am Gotthard

Bislang sind die Bohrarbeiten reibungslos verlaufen. «Glücklicherweise haben wir bis jetzt keine Überraschungen erlebt», sagt Gesamtprojektleiter Adrian Stucki.

«Am Anfang kann man Probleme nie ganz ausschliessen, aber jetzt wird die Wahrscheinlichkeit, dass noch Überraschungen kommen, immer kleiner.»

Von den gut zwei Kilometern Bohrdistanz bleibt aktuell nämlich nur noch etwas mehr als ein halber.

Läuft alles nach Plan, wird die Tunnelbohrmaschine, die auch schon beim Bau eines Zusatzstollens für die zweite Gotthardröhre eingesetzt wurde, im nächsten Monat in Thalwil herausstechen – in einem dicht besiedelten Gebiet.

Adrian Stucki gibt sich aber zuversichtlich, dass die Maschine so gut wie keine Erschütterungen verursachen sollte.

Mit dem Durchstich sind die Arbeiten am Entlastungsstollen aber noch nicht abgeschlossen. So muss etwa in Thalwil noch der Auslaufkanal gebaut werden. Dieser wird dereinst fast fünf Meter unter der Wasseroberfläche liegen.

Karte mit Entlastungsstollen von Einlaufbauwerk an der Sihl zum Zürichsee.
Legende: Der Entlastungsstollen zwischen Sihl und Zürichsee ist gut zwei Kilometer lang. Der Durchstich in Thalwil dürfte im November erfolgen. ZVG/Baudirektion Kanton Zürich

Fertiggestellt ist das Projekt voraussichtlich 2026. Bis es zum ersten Mal gebraucht wird, vergehen hoffentlich noch etliche Jahre mehr.

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Die Bohrarbeiten am Sihl-Entlastungsstollen neigen sich dem Ende zu
aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 22.10.2024. Bild: SRF/Ayla Martis
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Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 22.10.2024, 17:30 Uhr ; 

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