Sie sind quasi das Brautpaar der Polit-Hochzeit: Beatrice Wertli von der CVP und Jan Gnägi von der BDP. Die beiden Parteipräsidenten sind sich einig: Die beiden Parteien sollen am 11. November die Fusion beschliessen und fortan «die Mitte» heissen.
Wir verfolgen definitiv den gleichen Zweck, nämlich die Mitte im Kanton Bern zu stärken.
«Gute» Zweckgemeinschaft
Es sei zwar eine Zweckgemeinschaft, «aber eine gute», sagt BDP-Parteipräsident Jan Gnägi. «Wir verfolgen definitiv den gleichen Zweck, nämlich die Mitte im Kanton Bern zu stärken», ergänzt Beatrice Wertli. Und politisch hätten sie das Heu auch auf der gleichen Bühne, betonen die beiden. «Es ist eine grosse Bühne, aber ja, es ist die gleiche Bühne», grinst Gnägi.
Die beiden Parteispitzen haben die Fusion schon seit Monaten vorgespurt. Bei kommunalen Wahlen im Kanton Bern sind die beiden schon gemeinsam angetreten dieses Jahr, zum Teil sogar unter dem Schlagwort «die Mitte». Politisch hätte eine Fusion der beiden Parteien kaum Einfluss. Heute sitzen 13 Politikerinnen und Politiker der BDP im Berner Kantonsparlament, und nur gerade ein Vertreter der CVP.
Berner sind schnell
Es sei ein unbernisch schnelles Tempo, analysiert Politologe Adrian Vatter von der Universität Bern. Und es werde nicht einfach, ein gemeinsames Profil zu finden. «Es ist eine riskante Strategie, bis zu einem gewissen Grad aber auch eine Notwendigkeit, wenn man sieht, wie beide Parteien auf nationaler aber auch auf kantonaler Ebene verloren haben.»
Wer profitiert?
Es stellt sich die Frage, wer von beiden Parteien mehr von einer Hochzeit profitiert. Im Kanton Bern ist das sicher die CVP, mit nur einem Grossratssitz steht sie ganz alleine da.
Auf der nationalen Polit-Bühne sieht es genau umgekehrt aus: Im Nationalrat sitzen 25 CVP-Politikerinnen und drei BDP-Politiker. Sie bilden jetzt schon eine gemeinsame Fraktion. Auf nationaler Ebene würde also die BDP stärker von einer Fusion profitieren.
Zeichen setzen auf nationaler Ebene
Die nationalen Parteien wollen bis Ende Jahr definitiv über eine Fusion entscheiden. Die Berner preschen vor und wollen die Fusion bereits Anfang November unter Dach und Fach bringen. Warum diese Eile? «Wir denken, dass wir im Kanton Bern ein Zeichen setzen können, auch auf nationaler Ebene, dass wir bereit sind», sagt Wertli. Sie hätten das bei kommunalen Wahlen bereits gezeigt, bei Abstimmungen, bei denen sie immer die gleiche Parole fassten und bei ihrer Arbeit im Grossen Rat. «Es stimmt alles, wir können jetzt loslegen», so Wertli weiter.
Stolperstein Identität
Lange Jahre war Beatrice Wertli Generalsekretärin der CVP Schweiz. Auch Jan Gnägi kennt die Partei-DNA bestens. Er ist ein Gründungsmitglied der BDP.
Die beiden Parteipräsidenten legen einen äusserst harmonischen Auftritt hin. Doch: Stolpersteine gibt es trotzdem. «Die grosse Frage ist die Frage der Identität», analysiert Politologe Adrian Vatter. «Wählt ein BDP-Wähler eine ehemals katholisch-konservative Kraft?», fragt er und gibt zu bedenken, dass Bern noch immer ein reformiert geprägter Kanton ist. Und umgekehrt: «Gibt es CVP-Wähler, die eine Partei wählen, die sich von der SVP abgespalten hat?» Es sei fraglich, ob sie die Wähler beider Parteien mit der neuen Partei identifizieren könnten.
Die CVP hat einen anderen Hintergrund als die BDP, klar, aber heute sind diese Unterschiede nicht mehr so entscheidend.
Schweizweite Signalwirkung
Diese Frage werde oft grösser gemacht, als sie sei, relativiert Jan Gnägi. «Die CVP hat einen anderen Hintergrund als die BDP, klar, aber heute sind diese Unterschiede nicht mehr so entscheidend», sagt er. Wichtiger sei, dass man politisch gut zusammenpasse.
Beide betonen, dass die Mehrheit ihrer Parteimitglieder für eine Fusion sei. Die Hochzeit der beiden Berner Parteien dürfte schweizweit Signalwirkung haben – die BDP Bern ist ein einflussreicher Teil der BDP Schweiz.