«Wir haben die Lösung», verspricht die Firma SmellCells mit Sitz in Zug in ihrem Werbevideo. Die Firma arbeitet an einem Atem-Schnelltest und steht bereits seit letztem Herbst mit grossen Festivals in Kontakt. «Für uns und die ganze Branche wäre das ein Game-Changer», sagt der operative Leiter des Openair Gampel, Roman Pfammatter.
Für uns und die ganze Branche wäre das ein Game-Changer.
Er plant, vor dem Festivalgelände tausende Atem-Schnelltests durchführen zu lassen. «Ein solcher Test wird nur 10 Sekunden dauern und ist zuverlässiger als alle verfügbaren Tests», zeigt sich Pfammatter begeistert. «Wir könnten die Besucher nach 48 Stunden auch ein zweites Mal auf dem Gelände testen, sollte ihr Test ablaufen.»
Internationales Rennen
An einem Atem-Schnelltest für Covid-19 arbeiten Firmen weltweit. So hat das Unternehmen Breathomix aus Holland bereits mehrere hundert Geräte in staatlichen Test-Centern im Einsatz. Diese können zwar nicht sagen, wer Covid hat, aber bei 70 Prozent der Getesteten die Krankheit mit Sicherheit ausschliessen. Nur die restlichen 30 Prozent müssen noch zu einem PCR-Test.
Andere Anbieter versprechen eine Treffsicherheit von weit über 90 Prozent. Auch die Firma Silver Factory Technology aus Singapur entwickelt ein handliches Gerät, ähnlich den Alkohol-Testgeräten der Polizei mit auswechselbaren Mundstücken. Ab Juni will die Firma 200’000 Stück pro Monat produzieren, später 2 Millionen. Auch Firmen aus den USA und aus Israel sind teils weit fortgeschritten in der Forschung und in den Startlöchern für eine Lancierung.
Fingerabdruck im Atem
Die Technik ist überall dieselbe: Die Geräte analysieren Biomarker in der Atemluft. Denn – wie im Urin – scheidet der Körper auch über den Atem laufend Abbauprodukte aus. In einer Atemanalyse lassen sich viele Vorgänge im Körper erkennen.
«Jede Krankheit hat einen metabolischen Fingerabdruck, den sie im Atem hinterlässt», erklärt Renato Zenobi, Professor für analytische Chemie an der ETH Zürich. Finden Forscher den «Fingerabdruck» einer Krankheit, also die Kombination bestimmter Biomarker, können Analysegeräte diese immer wieder erkennen.
90 bis 95 Prozent Treffsicherheit sind mit Atemdiagnostik durchaus realistisch.
Ob die neuen Covid-Atemtests wirklich zuverlässiger als alle anderen Tests sein werden, müsse sich weisen. «Kein einziger medizinischer Test ist 100 Prozent genau, es wird immer falsch-positive und falsch-negative Ergebnisse geben», sagt Zenobi. Störfaktoren wie eine Zigarette oder ein Kaugummi könnten das Resultat von Atemtests schnell verfälschen. Trotzdem: «90 bis 95 Prozent Treffsicherheit sind mit Atemdiagnostik durchaus realistisch.» Nun müssten die Atemtests ihre Treffsicherheit aber erst in grossen Studien beweisen.
Hoffnung für Veranstalter
Ins selbe Horn stösst das Bundesamt für Gesundheit. Es beobachte die Entwicklung bei Atem-Tests und erwäge, diese auch in der Schweiz einzusetzen, bestätigt das BAG schriftlich. Um in der Schweiz angewendet werden zu können, bräuchten die Hersteller aber erst eine CE-Zertifizierung und unabhängige klinische Studien, welche eine hohe Genauigkeit beweisen.
Wir sind dringend darauf angewiesen, dass solche Tests von den Behörden dann auch wirklich schnell anerkannt werden.
Zurück zu Roman Pfammatter: «Wir sind dringend darauf angewiesen, dass solche Tests von den Behörden dann auch wirklich schnell anerkannt werden.» Für viele Branchen – Kultur, Sport, Gastronomie – könnten die Blastests Probleme lösen. Auch die Frage der Kosten: Ein Atemtest soll laut Herstellern lediglich ein paar wenige Franken kosten.