Das Wichtigste in Kürze
- Rund 800'000 Schweizer leben im Ausland.
- Sie müssen für ein Konto bei einer Schweizer Bank tief in die Tasche greifen, die Kontogebühren sind zum Teil horrend.
- Die Gebühren für Auslandschweizer sind bis zu 40 Mal höher als für Kunden in der Schweiz.
- Die Banken rechtfertigen sich mit dem hohen administrativen Aufwand.
- Eine Motion, die fairere Verhältnisse für Auslandschweizer schaffen wollte, ist im Februar im Nationalrat gescheitert.
Das Ärgernis begann für den Exil-Schweizer Heinz Jüni vor rund 8 Jahren. 15 Jahre lang hatte er schon in Ungarn gelebt, als ihm seine Hausbank Credit Suisse ein Schreiben schickte. Man müsse die Kontogebühr aus administrativen und regulatorischen Gründen leider erhöhen. Neu bezahle er 45 Franken – pro Monat. Das sind 540 Franken im Jahr. Neun Mal mehr als früher.
Heinz Jüni versuchte, zu verhandeln. Erfolglos. Die Bank teilte ihm kühl mit, ab einer Million Schweizer Franken Einlage sei das Konto «selbstverständlich spesenfrei».
«Beutelschneiderei»
Also machte sich der Exil-Schweizer auf die Suche nach einer neuen Bank. Doch wie die Tabelle zeigt: Auch andere Institute verlangen viel – zum Teil 30 bis 40 mal mehr als ihren Kunden mit Wohnsitz in der Schweiz. «Da versuchen die Banken doch einfach, auf unserem Buckel den Profit zu steigern – für mich ist das eine Beutelschneiderei», ärgert sich Jüni.
40 Mal teurer als früher
Der Ärger über diese Diskriminierung der Auslandschweizer kochte bei Hein Jüni jüngst wieder hoch, als der Nationalrat Ende Februar eine Motion ablehnte, die faire Bedingungen für Auslandschweizer ermöglicht hätte. Im Schweizer Club trifft er regelmässig Leute, die aus allen Wolken fallen, wenn sie hören, dass sie als Auslandschweizer sechs, neun, ja teilweise bis 40 Mal mehr für ihr Schweizer Konto bezahlen müssen als vorher.
Ein brennendes Problem
Remo Gysin, Präsident der Auslandschweizerorganisation ASO, sagt, der Ärger sei gross. Er erhalte Anfragen aus der ganzen Welt. Von den rund 800'000 Auslandschweizerinnen seien sehr viele betroffen. Denn für vieles braucht es auch im Ausland ein Schweizer Konto.
Für Zahlungen der AHV und der Pensionskasse beispielsweise. Aber auch wenn jemand Kinder habe, die in der Schweiz studieren. «Oder für den Grabunterhalt verstorbener Eltern, oder falls jemand eine Erbgemeinschaft eine Wohnung oder ein Haus geerbt hat. Es gibt x Gründe, für die man als Auslandschweizer ein Schweizer Konto benötigt», so Gysin.
Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» fragte bei acht grösseren Schweizer Banken nach, weshalb Auslandschweizer bei den Kontogebühren geschröpft werden. Die Begründung klingt überall ähnlich: Es bestehe ein erhöhter administrativer Aufwand.
Die UBS schreibt, das sei wegen «Dokumentation der Produkte, Steuerausweis, Reporting gemäss Anforderung des Steuerdomizils, Zertifizierung der Kundenberater usw.»
Die CS begründet: «Zur Erfüllung der zahlreichen länderspezifischen Vorschriften sind jeweils weitreichende Abklärungen nötig, die mit viel Zeit und Aufwand verbunden sind und entsprechende Kosten verursachen.»
Dass Banken ihren höheren administrativen Aufwand verrechnen dürfen, ist für den Präsidenten der Auslandschweizerorganisation keine Frage. Doch das Ganze müsse in einem Verhältnis stehen. Ob Banken mit Auslandschweizern tatsächlich einen bis 40fach höheren Aufwand haben – er bezweifelt es.
Faire Bedingungen bei der Genfer Kantonalbank
Immerhin eine Bank bietet Schweizern mit Wohnsitz im Ausland neuerdings faire Konditionen. Bei der Genfer Kantonalbank bezahlen Auslandschweizer seit Mitte März nur noch 108 Franken pro Jahr. «Lediglich» drei Mal so viel, wie Kunden mit Wohnsitz in der Schweiz.
Tipps
- Nehmen Sie Kontakt auf mit Ihrer Bank, bevor Sie auswandern. So stehen die Chancen höher, dass Sie als Auslandschweizer faire Konditionen erhalten.
- Verhandeln Sie mit Ihrer Bank – und wehren Sie sich gegen überhöhte Gebühren.
- Schalten Sie falls nötig auch die Auslandorganisation ASO ein
Standardkonto: Meist Privatkonto, ohne Paketlösung, Mitgliedschaften oder ähnliche Spezialkonditionen.