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Hohe Kosten Werden zu viele MRI- und Ultraschall-Untersuchungen gemacht?

Die Kosten von bildgebenden Verfahren sind immens. Nun hagelt es Kritik von der Eidgenössischen Finanzkontrolle.

Worum geht es? Ultraschallgeräte, Computer- oder Magnetresonanztomografen – kurz CT und MRT (auch Magnet Resonance Imaging, MRI, genannt) – werden in der Medizin immer öfter eingesetzt. Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) kritisiert in einem Bericht, dass Krankenkassen deren Einsatz zu wenig kontrollieren würden. Die medizinisch sinnvolle Nutzung von MRI und CT werde von den Versicherern nur ab und zu überprüft. Bei Ultraschall werde gar nie überprüft. Zudem sei die medizinische Bildgebung trotz ihrer finanziellen Bedeutung gesetzlich zu wenig geregelt, so die EFK. Vieles liege im Ermessen der Ärzteschaft.

Regelung bei der obligatorischen Krankenversicherung (KVG)

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Der Einsatz von medizinischen Bildgebungsverfahren ist im KVG praktisch nicht geregelt, wie die EFK festhält. Die Ärztinnen und Ärzte entscheiden selbst, ob sie solche Verfahren einsetzen wollen, und richten sich dabei nach den von internationalen Ärzteorganisationen herausgegebenen Empfehlungen.

Wie jede Leistung der obligatorischen Krankenversicherung muss jedoch auch der Einsatz von medizinischer Bildgebung den Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit entsprechen. Die Einhaltung dieser Kriterien muss von den Krankenversicherern kontrolliert werden.

Welche Kosten verursachen bildgebende Verfahren? Im Jahr 2023 waren es 2.1 Milliarden Franken. Damit machte die medizinische Bildgebung einen Sechstel aller von der Grundversicherung getragenen ambulanten Kosten aus. Dabei sind die Kosten in den letzten Jahren durchschnittlich um mehr als fünf Prozent gestiegen. Der hohe Verbrauch steht gemäss der EFK im Zusammenhang mit der Pro-Kopf-Dichte von CT und MRI in der Schweiz, welche die höchste in Europa ist.

Was schlägt die EFK vor? Die EFK empfiehlt dem Bund, auf rückverfolgbare Angaben in den Rechnungen hinzuwirken und sich für bessere Kontrollen einzusetzen. Hoffnung setzt die EFK auf das elektronische Patientendossier (EPD): Sie empfiehlt, bei der Revision der Gesetzesgrundlagen einen vollständigen Zugang zu Radiologieberichten und medizinischen Bildern über das Patientendossier zu gewährleisten. Das soll Doppel- und Mehrfachuntersuchungen verhindern. Dass die Zahl der bildgebenden Geräte und deren Anwendung steigt, liegt laut EFK auch am veralteten Tarmed-Tarif – er ermögliche einen Betrieb der Geräte zu günstigen Bedingungen. Die EFK rät, bei der Einführung des neuen Tardoc-Tarifs zu beachten, dass dieser nicht zu einem unerwünschten Anstieg von bildgebenden Untersuchungen führt.

Person betrachtet Lungen-Röntgenbilder auf einem Bildschirm.
Legende: Die medizinische Bildgebung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Ärztinnen und Ärzte entscheiden, ob sie solche Verfahren einsetzen wollen. Keystone / CHRISTIAN BEUTLER

Wie lauten die Gegenargumente? Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte beim Krankenkassen-Vergleichsdienst Comparis, hält dagegen: «Der medizinische Fortschritt ist auch ein diagnostischer Fortschritt.» Man könne auch behaupten: Wenn mehr und bessere Diagnostik betrieben wird, lassen sich dadurch auch überflüssige oder falsche Behandlungen vermeiden. Die Frage, ob tatsächlich zu viel gemacht wird, bleibe also offen. Zuerst müsse man klären: Werden in Regionen mit vielen MRI-Untersuchungen tatsächlich zu viele gemacht? Oder werden in Gebieten mit wenigen MRI vielleicht zu wenige durchgeführt? Krankenkassen können und sollen laut Schneuwly Stichproben machen. Eine systematische Kontrolle sei jedoch zu aufwendig. Falls man das von ihnen verlange, müssten sie auch Zugriff auf die medizinischen Daten haben. Doch er bezweifle, dass die Bereitschaft vorhanden wäre, den Kassen diese Daten zur Verfügung zu stellen.

Schneuwly: Anreize richtig setzen statt mehr Kontrolle

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Anstatt mehr Kontrolle und mehr Bürokratie schlägt Gesundheitsexperte Felix Schneuwly vor, die Freiräume in den alternativen Versicherungsmodellen zu stärken. Dort könnten Krankenkassen und Ärztenetzwerke als Vertragspartner gemeinsam Effizienzsteigerungen und Qualitätsverbesserungen bewirken – mit dem Ziel, die Kosten zu senken. Diese Effizienzgewinne sollten sowohl den Prämienzahlerinnen und -zahlern als auch den Netzwerken zugutekommen.

Wer sich für ein alternatives Modell entscheiden würde, würde einen Prämienrabatt erhalten – im Gegenzug aber auf unnötige Untersuchungen und Behandlungen verzichten. Die Leistungserbringer wiederum würden an den Einsparungen partizipieren. Gemäss Schneuwyl wären die Anreize damit richtig gesetzt: Nicht für die Menge würde bezahlt, sondern für Effizienz und Qualität. «Das ist der richtige Weg.»

SRF 4 News, 29.4.2025, 10:40 Uhr ; 

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