Bis Ende März wurden an der Schweizer Grenze in Chiasso über 1100 Guineer beim illegalen Grenzübertritt angehalten. Das sind rund fünf Mal mehr, als im gleichen Zeitraum Flüchtlinge aus Eritrea gestoppt wurden. Eritrea war noch im letzten Jahr das Land mit den deutlich am meisten illegalen Grenzübertritten.
Wieso die Flüchtlingszahlen aus Guinea gerade jetzt so deutlich steigen, darüber rätselt auch Lukas Rieder vom Staatssekretariat für Migration: «Vieles deutet darauf hin, dass es sich dabei um ein Phänomen der innereuropäischen Weiterwanderung handelt. Die politische Lage in Guinea ist aktuell relativ stabil, auch wenn die wirtschaftliche Lage angespannt ist», sagt Rieder zu «10vor10».
SEM reagiert
Auch die Asylgesuche von Guineern haben zwischen Januar und März zugenommen. In der Schweiz haben 339 Personen ein Gesuch gestellt, dies entspricht einem Plus von 280 Prozent. In Deutschland sind die Gesuche sogar um über 600 Prozent in die Höhe geschnellt.
Das Staatssekretariat für Migration hat auf diese neue Situation bereits reagiert: «Guineer haben in der Schweiz kaum Chance auf Asyl. Wir haben für diese Leute deshalb das sogenannte Fast-Track-Verfahren eingeführt. Schwach begründete Asylgesuche können so rasch behandelt werden».
Eritrea bleibt Nummer eins bei Asylgesuchen
Die verschärfte Asylpraxis zeigt offenbar schon Wirkung. Nur knapp jeder dritte Flüchtling aus Guinea, der an der Grenze angehalten wurde, hat anschliessend auch ein Asylgesuch gestellt. Viele Guineer versuchen deshalb nach Deutschland weiterzureisen.
Ganz anders dagegen die Situation bei den eritreischen Flüchtlingen. Obschon an der Grenze nur knapp 300 Flüchtlinge angehalten wurden, haben über 900 ein Asylgesuch gestellt. «Flüchtlinge aus Eritrea kommen heute vor allem auf legalem Weg in die Schweiz. Es handelt sich dabei um Familienzusammenführungen oder Geburten», sagt Rieder zu «10vor10». In den ersten drei Monaten dieses Jahres, kamen in der Schweiz rund 300 eritreische Kinder auf die Welt. Diese übernehmen automatisch den Asylstatus der Eltern.